Direkt zum Inhalt

Parasiten: Wurmprotein hilft gegen Asthma

Um das Immunsystem ihres Wirts zu überlisten, geben parasitische Hakenwürmer einen entzündungshemmenden Stoff ab. Der scheint zumindest bei Mäusen auch gegen Asthma zu wirken.
Hand mit Asthmainhalator

Mit Hakenwürmern verbinden die meisten Menschen vermutlich spontan keine angenehmen Gedanken. Hat man sich einmal mit den Parasiten infiziert, machen sie es sich dauerhaft im Darm gemütlich und zapfen einem allmählich das Blut ab. Inzwischen deuten allerdings immer mehr Studien darauf hin, dass die ungebetenen Gäste auch Vorteile für den Menschen mit sich bringen können. Nun sind Wissenschaftler sogar erstmals auf ein Wurmprotein gestoßen, das gegen Asthma zu helfen scheint.

Das Protein AIP-2 (anti-inflammatory-protein 2) dämpft die Immunantwort des Wirts und sorgt so eigentlich dafür, dass die Tiere sich überhaupt erst ungestört im Darm ansiedeln können. Da Asthma in seiner allergischen Form auf einer überschießenden Reaktion der körpereigenen Abwehrkräfte beruht, liegt der Gedanke also grundsätzlich nahe, dass AIP-2 auch hier helfen könnte.

Um diese Hypothese zu testen, isolierte das Team um Severine Navarro vom Australian Institute of Tropical Health and Medicine der James Cook University in Cairns AIP-2 zunächst und verabreichte es anschließend Mäusen. Dann provozierten die Forscher bei den Nagern bewusst einen Asthmaanfall – der durch das Wurmprotein tatsächlich ausblieb: Im Gegensatz zu einer unbehandelten Kontrollgruppe konnten die Wissenschaftler bei ihnen keine Entzündungsreaktion in Atemwegen und Lunge feststellen.

Erste Versuche in Zellkultur lassen hoffen, dass der Ansatz vielleicht eines Tages auch bei menschlichen Patienten wirken könnte. Hier unterdrückte AIP-2 Wachstum und Vermehrung von T-Zellen, die Navarro und Kollegen zuvor Probanden entnommen hatten, die allergisch auf Hausstaubmilben reagieren. Die winzigen Spinnentiere sind ein typischer Asthmaauslöser.

An echten Patienten konnte das Team zudem bereits bei anderen Autoimmunerkrankungen und Allergien mit seinen Hakenwürmern Erfolge vorweisen. So gibt es etwa erste Hinweise darauf, dass eine Wurmkur bei Zöliakie oder entzündlichen Darmerkrankungen Abhilfe schaffen könnte. Ob das aber tatsächlich auch für Asthmapatienten gilt, werden erst weitere Untersuchungen zeigen können.

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.