News: Zäh wie eine Muschel
Wie das Team aus Physikern, Chemikern und Molekularbiologen am 24. Juni 1999 in Nature veröffentlicht hat, besteht die Klebemasse aus Proteinschichten. Mit dem Atomkraft-Mikroskop konnten die Forscher an einzelnen Fasern ziehen und die Elastizität und Festigkeit individuell messen. Es stellte sich heraus, daß das Protein eine einzigartige "modulare" Struktur bildet, die wie eine Reihe von Federn oder Stoßdämpfer wirkt. Unter Belastung entzerren sich die Helices der einzelnen Bausteine und ziehen sich, wenn die Spannung nachläßt, wieder zusammen. Bevor das ganze Molekül zerbricht, reißen erst die Wasserstoffbrücken, die sich zwischen den einzelnen Windungen jeder Helix ausbilden. Diese relativ schwachen Bindungen können sich später wieder regenerieren, so daß das Protein, also die Klebemasse insgesamt, nicht nachhaltig geschädigt wird.
Die Erkenntnisse bieten den Materialforschen neue Möglichkeiten. Synthetische Fasern waren im allgemeinen entweder sehr fest wie Kevlar, das in kugelsicheren Westen verwendet wird, oder elastisch wie Silikon. Doch nun, wo Licht in das Geheimnis der Meerohren gekommen ist, können die Wissenschaftler anfangen, neue Stoffe zu entwickeln, elastisch und doch fest, eben zäh wie Meerohrenschalen.
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