Ichthyologie: Zahl der Haiattacken erreicht neuen Höchststand
Die Zahl der unprovozierten Attacken von Haien auf Menschen hat 2015 einen neuen Höchststand seit Beginn der statistischen Erfassung erreicht: Weltweit ermittelte das International Shark Attack File des Florida Museum of Natural History 98 erwiesene Fälle, in denen ein Hai einen Schwimmer oder Surfer angegriffen hat – zehn mehr als im Jahr 2000, das bislang in der Statistik führte. Sechs Zwischenfälle endeten letztes Jahr tödlich, davon zwei vor Réunion und je einer in den USA, Australien, Ägypten und Neukaledonien: Das sind doppelt so viele Todesfälle wie 2014, entspricht jedoch dem langjährigen Mittel. Dazu kommen weitere 66 Ereignisse, die beispielsweise entweder bewusst von Menschen provoziert wurden oder bei denen Haie Boote bissen. Am häufigsten wurden Attacken aus den USA berichtet (59 Fälle, von denen wiederum 30 an Floridas Küsten stattfanden), gefolgt von Australien und Südafrika – die unterschiedlich ausführliche Berichterstattung könnte jedoch die Statistik etwas verzerren.
Die beteiligten Wissenschaftler um George Burgess warnen jedoch vor Panik: Angesichts des weiterhin steigenden Strandtourismus und des Bevölkerungswachstums gerade an den Küsten ist die Gefahr, Opfer eines Haiangriffs zu werden, weiterhin verschwindend gering – allein durch Hunde kommen nur in den Vereinigten Staaten jährlich siebenmal mehr Menschen ums Leben als durch die Fische. Dazu kommt, dass sich die Haibestände zumindest regional wieder leicht erholen. Das Risiko einer Attacke lasse sich zudem durch einfache Verhaltensänderungen weiter verringern, so die Forscher: Schwimmer sollten möglichst nicht in der Dämmerung oder nachts ins Wasser gehen, sich in der Nähe von Fischern, Fischschwärmen oder fischenden Seevögeln aufhalten oder glitzernde Materialien am Körper tragen, die Haie neugierig machen könnten. Überproportional häufig sind zudem Surfer betroffen, die eine Reihe von Verhaltensweisen zeigen, die Haie anlocken und zu Bissen verleiten, weil sie die Sportler mit Beute verwechseln.
Im Fall eines Angriffs soll man sich wehren und dem Tier auf Nase, Augen und Kiemen schlagen. Bemerkenswert findet Burgess allerdings einen Angriff, der vor der Küste des US-Bundesstaats New York stattgefunden hat: Steigende Wassertemperaturen ziehen bestimmte Arten wie den Weißen Hai früher und länger in der Saison nach Norden, so dass sich die Risikozone ausweitet.
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