Welt-Aids-Tag 2004: Zahl HIV-infizierter Frauen steigt weltweit
Inzwischen sind beinahe die Hälfte der 39,4 Millionen HIV-Infizierten weltweit Frauen, meldet die Weltgesundheitsorganisation. Am stärksten kletterten die Zahlen in Ostasien, Osteuropa und Zentralasien, wo sie jeweils um etwa fünfzig Prozent zunahmen. In Afrika südlich der Sahara, der nach wie vor am heftigsten betroffenen Region, sind sogar beinahe sechzig Prozent – insgesamt 13,3 Millionen – der infizierten Erwachsenen weiblich. An zweiter Stelle folgt die Karibik, in der die Immunschwächekrankheit Aids inzwischen bei den 15- bis 44-Jährigen die Haupttodesursache ist. In Deutschland liegt der Anteil infizierter Frauen bei einem knappen Fünftel. Insgesamt ist im Jahr 2004 weltweit mit fünf Millionen HIV-Neuinfektionen und drei Millionen Todesfällen durch Aids zu rechnen.
Die steigenden Zahlen in Ostasien gehen vor allem auf eine Zunahme der Infektionen in China, Indonesien und Vietnam zurück. In Osteuropa und Zentralasien sind insbesondere die Ukraine und die Länder der Russischen Föderation betroffen. In einigen afrikanischen Ländern wie Botswana, Lesotho und Swasiland tragen über dreißig Prozent der Schwangeren das Virus, und in neun Staaten sank die Lebenserwartung durch die Epidemie unter vierzig Jahre. Für einige Regionen Ostafrikas stellten die Experten eine leicht geringere HIV-Prävalenz fest. Dahinter steckt allerdings auch, dass die Häufigkeiten nach unten korrigiert werden konnten. So hatte man lange aus dem Anteil infizierter Schwangerer auf die Gesamtpopulation geschlossen. Genauere Untersuchungen hatten aber gezeigt, dass dieser Rückschluss zu hohe Werte ergab.
Frauen und Mädchen, auf die sich der diesjährige Welt-Aids-Tag im 1. Dezember konzentriert, infizieren sich leichter mit dem Virus: Sie stecken sich bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr doppelt so häufig an wie Männer. Deshalb sind für sie Vorsorgemaßnahmen ungleich wichtiger, doch gerade in den Entwicklungsländern reichen sie nicht aus. So mahnt Peter Piot, Leiter von UNAIDS, der Organisation der Vereinten Nationen zur globalen Bekämpfung von HIV und Aids, dass Aktionen zur Förderung der Gleichberechtigung der Frauen dort dringend nötig sind, um der Epidemie Einhalt zu gebieten. Dazu gehören beispielsweise Maßnahmen, die Gewalt gegen Frauen verhindern und eine grundlegende Ausbildung ermöglichen, um Mädchen und jungen Frauen Alternativen zur verbreiteten Prostitution zu geben.
Insgesamt gesehen nimmt die Infektion bei heterosexuellen Geschlechtskontakten weiter zu – in Westeuropa beispielsweise hat sie sich in den Jahren von 1997 bis 2002 mehr als verdoppelt –, da nun infizierte Männer, die sich entweder bei anderen Männern oder Prostituierten angesteckt haben, das Virus an ihre Partnerinnen weitergeben. Doch auch die Ansteckung über infizierte Spritzen bei Drogensüchtigen wächst weiter, gerade in Gebieten mit aufflammenden Epidemien wie Osteuropa und Zentralasien, wo diese teilweise den höchsten Anteil an den Infizierten darstellen. Die Ausbreitung des Virus werde zudem erleichtert, da die Betroffenen auch noch häufig sexuelles Risikoverhalten zeigen – so berichteten beispielsweise zwei Drittel befragter Drogensüchtiger in St. Petersburg von ungeschützten Sexualkontakten im vergangenen halben Jahr, wobei die durchschnittliche Partnerzahl bei drei lag, meldet das Robert-Koch-Institut. Präventionsmaßnahmen für Drogensüchtige seien allerdings politisch besonders schwer durchzusetzen, und die Betroffenen hätten meist einen schlechten Zugang zu medizinischer Versorgung, der durch polizeiliche Verfolgung oder gar Inhaftierung weiter erschwert werde.
Die Seuche schreitet daher fort, trotz zahlreicher Anstrengungen und erster Erfolge auch in armen Ländern – die Aids-Erziehung in den Schulen hat sich stark ausgeweitet, die Zahl der Beratungen und freiwilligen Tests hat sich verdoppelt, und die Zahl der Mütter, die Vorbeugemaßnahmen in Anspruch nahmen, um eine Ansteckung ihres Kindes zu verhindern, stieg um siebzig Prozent. Außerdem erhielten im Jahr 2003 etwa 56 Prozent mehr Infizierte eine antiretrovirale Therapie als noch 2001. Doch die Verteilung bleibt uneinheitlich: Nicht einmal jeder fünfte Bewohner eines Entwicklungslandes hat Zugang zu Präventivmaßnahmen, und immer noch erhalten nicht einmal zehn Prozent der Infizierten dort die notwendige Therapie.
Für die katastrophale Lage im südlichen Afrika könnten vielleicht die Art der Partnerschaften und die sich daraus ergebenden "sexuellen Netzwerke" mit verantwortlich sein, erklärt das Robert-Koch-Institut. So sei es dort in vielen Teilen üblich, dass die Menschen mehrere längerfristige Beziehungen parallel führten, während es in Europa, Amerika oder Asien eher normal sei, dass langfristige Bindungen nur nacheinander folgten, unterbrochen höchstens durch kurzfristige Seitensprünge. Überlappende Partnerschaften allerdings könnten das Infektionsrisiko erhöhen, weil es bei auf Dauer angelegten Beziehungen häufig schwieriger sei, Männer zum Gebrauch von Kondomen anzuregen als bei Seitensprüngen oder dem Besuch einer Prostituierten. Hinzu komme, dass sich Mädchen und junge Frauen dort viel früher mit dem Virus infizieren als Jungen und Männer: Bei einer Umfrage unter fast 12 000 Jugendlichen in Südafrika waren bei den sexuell aktiven Teenagern 7,3 Prozent der Mädchen und 2,5 Prozent der Jungen HIV-positiv. Bei den 20- bis 24-Jährigen waren es 24,5 Prozent der Frauen und 7,6 Prozent der Männer. Trotz eines sehr breiten Wissens über die Gefahren des Virus und Aids – beinahe alle kannten Maßnahmen, eine Ansteckung zu verhindern –, waren beinahe zwei Drittel der HIV-Infizierten der Ansicht, sie seien nicht durch Aids gefährdet.
In Deutschland leben zurzeit etwa 44 000 HIV-Infizierte, davon etwa 9500 Frauen und 300 Kinder. Etwa 5000 sind an Aids erkrankt. Im Jahr 2004 haben sich rund 2000 Menschen neu angesteckt, davon 400 Frauen und 20 Kinder. Der häufigste Infektionsweg ist immer noch Geschlechtsverkehr unter Männern mit 55 Prozent, an zweiter Stelle steht mit einem Fünftel der Fälle die Herkunft aus Gebieten mit hoher Prävalenz. An dritter Stelle folgen heterosexuelle Sexualkontakte mit 15 Prozent der Fälle.
Bei 700 Infizierten traten im Jahr 2004 erstmals Aids-Symptome auf, ebenso viele waren im Jahr 2003 an den Folgen der Krankheit gestorben – also beinahe zwei pro Tag. Insgesamt hat das Virus in Deutschland daher seit Ausbruch der Epidemie bereits 23 500 Menschenleben gefordert. Doch die Vorkehrungen sind immer noch nicht ausreichend, mahnt das Robert-Koch-Institut. So werde offenbar immer noch nicht allen Schwangeren ein HIV-Test angeboten, obwohl das Risiko einer Übertragung von der Mutter auf das Kind, hierzulande fast ausschließlich verantwortlich für die Infektion von Kindern, durch geeignete Maßnahmen auf unter zwei Prozent reduziert werden kann.
Die steigenden Zahlen in Ostasien gehen vor allem auf eine Zunahme der Infektionen in China, Indonesien und Vietnam zurück. In Osteuropa und Zentralasien sind insbesondere die Ukraine und die Länder der Russischen Föderation betroffen. In einigen afrikanischen Ländern wie Botswana, Lesotho und Swasiland tragen über dreißig Prozent der Schwangeren das Virus, und in neun Staaten sank die Lebenserwartung durch die Epidemie unter vierzig Jahre. Für einige Regionen Ostafrikas stellten die Experten eine leicht geringere HIV-Prävalenz fest. Dahinter steckt allerdings auch, dass die Häufigkeiten nach unten korrigiert werden konnten. So hatte man lange aus dem Anteil infizierter Schwangerer auf die Gesamtpopulation geschlossen. Genauere Untersuchungen hatten aber gezeigt, dass dieser Rückschluss zu hohe Werte ergab.
Frauen und Mädchen, auf die sich der diesjährige Welt-Aids-Tag im 1. Dezember konzentriert, infizieren sich leichter mit dem Virus: Sie stecken sich bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr doppelt so häufig an wie Männer. Deshalb sind für sie Vorsorgemaßnahmen ungleich wichtiger, doch gerade in den Entwicklungsländern reichen sie nicht aus. So mahnt Peter Piot, Leiter von UNAIDS, der Organisation der Vereinten Nationen zur globalen Bekämpfung von HIV und Aids, dass Aktionen zur Förderung der Gleichberechtigung der Frauen dort dringend nötig sind, um der Epidemie Einhalt zu gebieten. Dazu gehören beispielsweise Maßnahmen, die Gewalt gegen Frauen verhindern und eine grundlegende Ausbildung ermöglichen, um Mädchen und jungen Frauen Alternativen zur verbreiteten Prostitution zu geben.
Insgesamt gesehen nimmt die Infektion bei heterosexuellen Geschlechtskontakten weiter zu – in Westeuropa beispielsweise hat sie sich in den Jahren von 1997 bis 2002 mehr als verdoppelt –, da nun infizierte Männer, die sich entweder bei anderen Männern oder Prostituierten angesteckt haben, das Virus an ihre Partnerinnen weitergeben. Doch auch die Ansteckung über infizierte Spritzen bei Drogensüchtigen wächst weiter, gerade in Gebieten mit aufflammenden Epidemien wie Osteuropa und Zentralasien, wo diese teilweise den höchsten Anteil an den Infizierten darstellen. Die Ausbreitung des Virus werde zudem erleichtert, da die Betroffenen auch noch häufig sexuelles Risikoverhalten zeigen – so berichteten beispielsweise zwei Drittel befragter Drogensüchtiger in St. Petersburg von ungeschützten Sexualkontakten im vergangenen halben Jahr, wobei die durchschnittliche Partnerzahl bei drei lag, meldet das Robert-Koch-Institut. Präventionsmaßnahmen für Drogensüchtige seien allerdings politisch besonders schwer durchzusetzen, und die Betroffenen hätten meist einen schlechten Zugang zu medizinischer Versorgung, der durch polizeiliche Verfolgung oder gar Inhaftierung weiter erschwert werde.
Die Seuche schreitet daher fort, trotz zahlreicher Anstrengungen und erster Erfolge auch in armen Ländern – die Aids-Erziehung in den Schulen hat sich stark ausgeweitet, die Zahl der Beratungen und freiwilligen Tests hat sich verdoppelt, und die Zahl der Mütter, die Vorbeugemaßnahmen in Anspruch nahmen, um eine Ansteckung ihres Kindes zu verhindern, stieg um siebzig Prozent. Außerdem erhielten im Jahr 2003 etwa 56 Prozent mehr Infizierte eine antiretrovirale Therapie als noch 2001. Doch die Verteilung bleibt uneinheitlich: Nicht einmal jeder fünfte Bewohner eines Entwicklungslandes hat Zugang zu Präventivmaßnahmen, und immer noch erhalten nicht einmal zehn Prozent der Infizierten dort die notwendige Therapie.
Für die katastrophale Lage im südlichen Afrika könnten vielleicht die Art der Partnerschaften und die sich daraus ergebenden "sexuellen Netzwerke" mit verantwortlich sein, erklärt das Robert-Koch-Institut. So sei es dort in vielen Teilen üblich, dass die Menschen mehrere längerfristige Beziehungen parallel führten, während es in Europa, Amerika oder Asien eher normal sei, dass langfristige Bindungen nur nacheinander folgten, unterbrochen höchstens durch kurzfristige Seitensprünge. Überlappende Partnerschaften allerdings könnten das Infektionsrisiko erhöhen, weil es bei auf Dauer angelegten Beziehungen häufig schwieriger sei, Männer zum Gebrauch von Kondomen anzuregen als bei Seitensprüngen oder dem Besuch einer Prostituierten. Hinzu komme, dass sich Mädchen und junge Frauen dort viel früher mit dem Virus infizieren als Jungen und Männer: Bei einer Umfrage unter fast 12 000 Jugendlichen in Südafrika waren bei den sexuell aktiven Teenagern 7,3 Prozent der Mädchen und 2,5 Prozent der Jungen HIV-positiv. Bei den 20- bis 24-Jährigen waren es 24,5 Prozent der Frauen und 7,6 Prozent der Männer. Trotz eines sehr breiten Wissens über die Gefahren des Virus und Aids – beinahe alle kannten Maßnahmen, eine Ansteckung zu verhindern –, waren beinahe zwei Drittel der HIV-Infizierten der Ansicht, sie seien nicht durch Aids gefährdet.
In Deutschland leben zurzeit etwa 44 000 HIV-Infizierte, davon etwa 9500 Frauen und 300 Kinder. Etwa 5000 sind an Aids erkrankt. Im Jahr 2004 haben sich rund 2000 Menschen neu angesteckt, davon 400 Frauen und 20 Kinder. Der häufigste Infektionsweg ist immer noch Geschlechtsverkehr unter Männern mit 55 Prozent, an zweiter Stelle steht mit einem Fünftel der Fälle die Herkunft aus Gebieten mit hoher Prävalenz. An dritter Stelle folgen heterosexuelle Sexualkontakte mit 15 Prozent der Fälle.
Bei 700 Infizierten traten im Jahr 2004 erstmals Aids-Symptome auf, ebenso viele waren im Jahr 2003 an den Folgen der Krankheit gestorben – also beinahe zwei pro Tag. Insgesamt hat das Virus in Deutschland daher seit Ausbruch der Epidemie bereits 23 500 Menschenleben gefordert. Doch die Vorkehrungen sind immer noch nicht ausreichend, mahnt das Robert-Koch-Institut. So werde offenbar immer noch nicht allen Schwangeren ein HIV-Test angeboten, obwohl das Risiko einer Übertragung von der Mutter auf das Kind, hierzulande fast ausschließlich verantwortlich für die Infektion von Kindern, durch geeignete Maßnahmen auf unter zwei Prozent reduziert werden kann.
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