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Vögel: Zahlreiche Vogelarten in Indonesien entdeckt

Nicht eine, nicht zwei, sondern gleich zehn Vogelarten haben Forscher auf einer Expedition in Indonesien entdeckt. Die Vermutung: Es gibt noch viel mehr Unbekanntes. Denn das Team war nur wenige Wochen unterwegs.
In den letzten Jahren hat Frank Rheindt zahlreiche neue Arten und Unterarten entdeckt, darunter den Taliabu-Laubsänger (links), den Togian-Blauschnäpper (Mitte) und den Taliabu-Schwirl (rechts). Der Vogel rechts sitzt auf einem dünnen Zweig und ist unscheinbeir grünlich-grau gefärbt. Der Vogel in der Mitte hatte blaue Flügel und eine rostrote Brust. Er sitzt im Geäst und ist umgeben von grünen Blättern. Der Vogel rechts sitzt auf dem Boden auf einem moosbedeckten Ast, links von ihm ist ein vertrockneter Farn, der Vogel ist graubraun.

Gleich fünf neue Vogelarten und fünf Unterarten haben Frank Rheindt von der National University of Singapore und sein Team auf verschiedenen indonesischen Inseln entdeckt und in »Science« beschrieben. Ihre nur wenige Wochen dauernde Expedition ergab so viele neue Vogelarten in kurzer Zeit wie kaum eine andere in den vergangenen 100 Jahren. Sie widerlegen damit den berühmten Biologen Ernst Mayr, der 1946 prognostizierte: »Das Zeitalter neuer Entdeckungen ist praktisch vorbei. Ich bezweifle, dass es auf der ganzen Welt überhaupt noch 100 Vogelarten zu entdecken gibt …« Lange schien diese Aussage gültig, doch in den vergangenen 20 Jahren erlebte das Zeitalter der Entdeckungen einen Aufschwung.

Allein seit dem Jahr 2000 beschrieben Wissenschaftler mehr als 100 Vogelspezies neu (ohne taxonomische Aufwertung von vorherigen Unterarten). Und die Rate der jährlichen Erstbeschreibungen steigt sogar leicht an. Die Mehrzahl stammte bislang aus den südamerikanischen Anden und dem Amazonasbecken. Doch viele Ornithologen richten ihren Blick verstärkt auf Indonesien: Zahlreiche Inseln mit kaum zugänglichen Gebirgen wurden bis heute kaum erforscht und locken mit unbekannter Fauna. Die von Rheindt und Kollegen besuchten kleineren Inseln nordöstlich von Sulawesi könnten vielleicht sogar ein bislang nicht bekanntes Zentrum für endemische Arten in dem Archipel sein.

Auf der Insel Peleng sammelten Rheindt und seine Kollegen einen neuen Laubsänger und ebenso einen Fächerschwanz, auf Taliabu einen weiteren Laubsänger, einen Myzomela (gehört zu den Honigfressern) und einen Schwirl, die ihren Studien zufolge jeweils eigenständige Arten sind. Dazu kommen fünf Unterarten von Vögeln, die bislang schon bekannt waren. Für ihre Expedition gingen die Biologen sehr strategisch vor: Sie wählten drei Inseln aus – neben den beiden genannten noch Togian –, die durch Tiefseegräben von Sulawesi getrennt sind. Sie waren daher auch während der Eiszeiten mit den dadurch niedrigeren Meeresspiegeln nicht miteinander verbunden, obwohl beispielsweise Peleng nur 15 Kilometer vor der Küste von Sulawesi liegt. Diese Trennung erschwert selbst bei mobilen Lebewesen wie Vögeln den Austausch. Alle Eilande sind relativ bergig und wurden nur selten von Ornithologen besucht, die sich zudem meist auf das Tiefland beschränkten.

Wald auf Peleng | Noch gibt es auf den von den Forschern besuchten Inseln wie hier auf Peleng ausgedehnte Wälder an den Berghängen und im Hügelland. Allerdings schwinden sie schnell. Auch im Gebirge werden Wälder durch Nutzung beeinträchtigt.

Die Wissenschaftler um Rheindt suchten daher bevorzugt die Bergwälder auf, wo sie eine »in hohem Ausmaß eigene Vogelwelt« vorfanden, die kein Ornithologe zuvor wirklich gut untersucht hatte. Sie vermuten, dass die unbekannte Artenvielfalt bei weniger flexiblen und bewegungsfreudigen Tierklassen oder Pflanzen noch größer sein dürfte. Wie viele andere Regionen Indonesiens wurden auf den drei besuchten Inseln bereits große Waldflächen zerstört und selbst an Berghängen beeinträchtigt. Der Taliabu-Schwirl könnte vielleicht sogar nur in wenige Quadratkilometer großen Gebieten auf Berggipfeln des Eilands vorkommen. Diese Ökosysteme sollten daher rasch geschützt werden, so die Biologen.

Der Taliabu-Myzomela (Myzomela wahe) mit seinem roten Kopf- und Brustgefieder widerlegt dabei die These, dass die meisten neu entdeckten Vogelspezies unscheinbare, braune oder graue Singvögel sind, die durch das Unterholz hüpfen und so unauffällig bleiben. Er steht damit in einer Reihe mit dem 2017 in Ecuador beobachteten Blaukehl-Andenkolibri (Oreotrochilus cyanolaemus) oder dem Sira-Bartvogel aus Peru, der 2012 beschrieben wurde. Selbst im Umfeld von Millionenstädten stoßen Biologen noch auf Unbekanntes: Nahe São Paulo spürten Ornithologen 2013 den São-Paulo-Sumpfameisenvogel (Formicivora paludicola) auf. Und auf der anderen Seite der Welt fand man im gleichen Jahr den Kambodschanischen Schneidervogel (Orthotomus chaktomuk). Beide zeichnet allerdings aus, dass sie sehr versteckt leben und deshalb lange unentdeckt blieben.

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