News: Zappel Dich schlank!
Sie suchten sich 16 schlanke Versuchspersonen, die in ihrem Alltag hauptsächlich sitzende Tätigkeiten verrichten. Den zwölf Männern und vier Frauen ließen sie acht Wochen lang eine Diät zukommen, die wie eine scheinbar endlose Weihnachtszeit zusammengestellt war: In den ersten zwei Wochen bestimmten die Forscher, wieviele Kalorien die Probanden benötigten, um ihr Gewicht zu halten. Danach verabreichten sie ihnen jeden Tag 1000 Kalorien zusätzlich. Außerdem war während der Dauer des Experiments körperliche Anstrengung verboten – eigentlich ein sicheres Rezept, um den gesamten Inhalt des Kleiderschranks auswechseln zu müssen.
Durch diese Vorgehensweise schränkten die Wissenschaftler die Möglichkeiten des Energieverbrauchs ein. Sie maßen dann die Grundumsatzrate der Personen – also jene Energie, die der Körper auch in Ruhe benötigt – und mit einem speziellen Röntgenverfahren die Zunahme der Fettreserven.
Die Freßorgie ging erwartungsgemäß nicht ohne Spuren an den Testpersonen vorbei. Am schlimmsten traf es die Frauen, die bis zu 4,23 Kilogramm zunahmen, wohingegen einer der Männer nur 360 Gramm zulegte. Im Durchschnitt waren 39 Prozent der zusätzlichen Kalorien als Fett abgelagert worden, vier Prozent als anderes Gewebe, 22 Prozent wurden in verschiedenen Stoffwechselwegen verbrannt, und 33 Prozent hatten die Probanden regelrecht verzappelt. Durch ständige Bewegungen, Drehungen, Positionswechsel usw. setzten sie die überschüssige Energie um – je nervöser ein Versuchsteilnehmer war, umso weniger konnte die Diät seinem Gewicht anhaben. Levine bezeichnete diese unruhigen Tätigkeiten als non-exercise activity thermogenesis (NEAT).
Der heiße Tip zum Abspecken ist also nach wie vor Bewegung, allerdings in abgewandelter Form: Statt im Park zu joggen oder mit dem Mountainbike durch den Wald zu keuchen, reicht es anscheinend, sich unruhig vor dem Fernseher hin und her zu wälzen. Und zum nächsten Weihnachtsfest darf das Juckpulver unter dem Christbaum nicht fehlen. Der schlanken Linie zuliebe. Oder interpretieren wir da zu viel in die Daten?
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