Plattentektonik: Zealandia wird angebohrt
Der mysteriöse Kontinent umfasst etwa fünf Millionen Quadratkilometer und ist fast vollständig im Wasser versunken: Nur noch Neuseeland und Neukaledonien sind als größere Landmassen von Zealandia erhalten geblieben – ein Stück Erdkruste, das manche Geowissenschaftler zum achten Kontinent der heutigen Erde ernennen wollen. Vor etwa 100 Millionen Jahren habe sich der Kontinent von Gondwana gelöst; er sei in der Folge jedoch untergegangen, weil der Krustenteil durch die Abspaltung ausdünnte. Gesteinsproben und Gravitationsdaten weisen darauf hin, dass Zealandia aus einem einzigen, intakten Stück kontinentaler Kruste besteht. Die Erhebung zum Kontinent ist aber umstritten. Deshalb soll eine neue Expedition im Rahmen des International Ocean Discovery Program (IODP) weiteres Probenmaterial einholen.
Im August und September 2017 sollen dabei an sechs verschiedenen Stellen in der Tasmansee Gesteine und Sedimente aus 1000 bis 5000 Meter Tiefe gewonnen werden, wobei die Bohrungen 300 bis 800 Meter tief in den Boden reichen sollen. Nicht nur, ob Zealandia ein Kontinent ist, möchten die beteiligten Geowissenschaftler herausfinden, sondern auch neue Details zur Plattentektonik in der Region und zur Klimageschichte der Erde. Vor rund 50 Millionen Jahren beispielsweise veränderte sich die Plattentektonik im pazifischen Raum umfassend. Zu jener Zeit etwa begann die Pazifische Platte unter Neuseeland abzutauchen. Dadurch wurde dieser Teil von Zealandia wieder gehoben; zudem entstand eine ganze Reihe neuer aktiver Vulkane. Gelöst werden könnten vielleicht auch andere geologische Rätsel: Auf der abgelegenen Vanuatu-Inselkette etwa finden sich Gesteine aus Australien wieder, die es dort nicht geben sollte. Wie sie dorthin gelangten, ist nicht bekannt.
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