Direkt zum Inhalt

News: Zeitbombe Asbest

Asbest ist wegen seiner Gefahren für die Gesundheit in vielen Ländern verboten. Trotzdem ist noch lange mit weiteren Erkrankungen und Todesfällen zu rechnen, da die Spätfolgen der Belastung erst Jahrzehnte später auftreten können.
Asbest ist, wie der Name schon sagt, nahezu unzerstörbar (griechisch asbestos, unzerstörbar). Hitze und Säuren können ihm nichts anhaben, es verrottet nicht, ist sehr stabil und isoliert gut. Deshalb eignet es sich für Wärmedämmstoffe, Dichtungsmaterialien und Feuerschutzwände, aber auch für Fußböden, Blumenkästen und Bremsbeläge. Das sind allerdings auch schon die guten Nachrichten, denn die gesundheitsgefährdenden Eigenschaften überwiegen die Vorteile bei weitem.

Asbest hat eine faserartige Struktur. Bei der Verarbeitung und Abnutzung bröckeln kleine Fasern ab, gelangen in die Atemluft und somit auch in die Lunge. Dort bohren sie sich in das Lungengewebe, wodurch eine Lungenverhärtung – eine Asbestose – entstehen kann, die wiederum nach mehreren Jahren zu Lungen- oder Rippenfellkrebs führen kann. Daher verbietet der Gesetzgeber in Deutschland die Anwendung, Einfuhr und Produktion von Asbest seit 1994. Andere Länder produzieren den gefährlichen Stoff weiterhin, so wurden im letzten Jahr weltweit über zwei Millionen Tonnen hergestellt – vor allem in Russland, China und Kanada.

Angsichts dieser Zahlen beschäftigten sich die Teilnehmer des 11th Annual Congress of the European Respiratory Society mit der Frage, wie man Arbeitern mit sehr starken Asbestbelastungen helfen und gegen Nachfolgeerkrankungen schützen könne. Zwar erkrankten seit dem Verbot immer weniger Menschen an Asbestose, die Zahl der asbestbedingten Krebserkrankungen steigt jedoch an. Die Tagungsteilnehmer rechnen damit, dass sich dieser Trend bis 2010 oder 2020 fortsetzen wird, obwohl in Westeuropa die Belastung seit den siebziger Jahren zurückgeht. In Frankreich wird die Rippenfellkrebsrate bis 2020 jährlich um acht Prozent steigen, in Belgien ist schon jetzt jeder Siebte asbestbelastet.

Wie geht man nun am besten gegen die Risiken der Folgeerkrankungen vor? Einige Teilnehmer schlugen vor, jeden, der Kontakt mit Asbest hatte, systematisch und periodisch zu röntgen. In Frankreich laufen schon derartige Versuche, doch Pierre Gevenois von der Université Libre de Bruxelles betont, dass Krebsgeschwüre durchaus zwischen zwei Untersuchungen entstehen und sich entwickeln können. Da wenig Hoffnung besteht, Rippenfellkrebs zu heilen, sollten sich die Vorsorgeuntersuchungen auf asbestbedingten Lungenkrebs konzentrieren. Hier sind die Chancen auf Heilung umso größer, je früher man die Gefahr erkennt. Schließlich rief Gevenois Kollege Paul De Vuyst zur Gründung einer europäischen Arbeitsgruppe auf, welche die verschiedenen Daten sammeln und klären solle, welche Gruppen von welcher Art der Vorsorgeuntersuchung am meisten profitieren könne.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.