News: Zellen auf dem Weg zu Krebs
Forscher aus der Arbeitsgruppe von Robert A. Weinberg vom Whitehead Institute for Biomedical Research vermuteten, daß die besondere Anfälligkeit der Mäusezellen für durch Onkogene verursachten Krebs von der Anwesenheit des Enzyms Telomerase abhängt. Dieses Enzym verhindert die natürliche Verkürzung der Chromosomen während der Zellteilung. Wenn das Telomerase-Gen angeschaltet bleibt, so wachsen und teilen sich die Zellen unaufhörlich weiter. Ein solch zerstörerisches und unkontrolliertes Zellwachstum ist jedoch auch charakteristisch für Krebs. Interessanterweise ist das Telomerase-Gen bei normalen menschlichen Zellen ausgeschaltet, während es bei den Krebszellen angeschaltet ist. In Mäusen hingegen ist es immer aktiv.
Die Wissenschaftler fragten sich deshalb, ob entweder die Telomerase in den Krebszellen hergestellt wird, weil die Zellen das Enzym für ihr Wachstum benötigen, oder ob es nur einen Begleiteffekt darstellt. Um diese Frage zu beantworten, erzeugten die Wissenschaftler, wie sie in Nature vom 29. Juli 1999 berichten, Zell-Linien, die zwei gemeinsam wirkende Onkogene aktivieren: das Groß-T-Onkogen und das ras-Onkogen. Onkogene sind oftmals mutierte Versionen normaler Gene – sogenannter Proto-Onkogene. Diese sind an der Regulierung des Zell-Zyklus beteiligt. Mutieren die Gene aufgrund genetischer oder umweltlicher Einflüsse, bewirken sie unter Umständen eine fortlaufende Zellvermehrung.
Im Laboratorium fanden die Wissenschaftler, daß die genetisch veränderten Zell-Linien, in denen die beiden Onkogene aktiv waren, zwar ihre Erscheinung veränderten, sich jedoch nicht in Krebszellen verwandelten. Erst, wenn zusätzlich auch das Telomerase-Gen abgegeben wurde, entwickelten sie sich zu einem Tumor. "Ein wichtiger Schluß unserer Studie ist, daß es nicht eine unbegrenzte Zahl von zellulären Änderungen ist, die normale Zellen zu Krebszellen macht, sondern das die Bildung von Tumoren ein begrenzter Prozeß ist", sagt William C. Hahn, der an den Forschungen beteiligt war. Die Möglichkeit Zellen experimentell umzuwandeln, hilft den Wissenschaftlern, diejenige molekularen Wege zu bestimmen, welche die anomalen Charakteristika der Tumorzellen hervorrufen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 27.5.1999
"Gesunde Unsterblichkeit"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 24.11.1998
"Ein zweiter Zusatz für den Jungbrunnen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 4/96, Seite 30
"Telomere, Telomerase und Krebs"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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