News: Zellfabriken gegen Hirntumor
Zwei Arbeitsgruppen schlagen hierfür den gleichen Weg vor: Sie stellten genetisch veränderte Nierenzellen her, sodass diese menschliches Endostatin produzierten, und bauten sie in eine Polymermatrix ein (Nature Biotechnology vom Januar 2001). Die so hergestellten Kapseln produzierten als lebende Fabriken das Tumormedikament, die Matrix soll dabei die artfremden Zellen vor einem Angriff des Immunsystems schützten.
Die Arbeitsgruppe von Rona Carroll von der Harvard Medical School in Boston injizierte die Kapseln unter die Haut von krebskranken Mäusen. Der Tumor ging dabei innerhalb von drei Wochen um 72 Prozent zurück.
Die Arbeitsgruppe von Tracy-Ann Read von der University of Bergen behandelte die Hirntumoren von Ratten mit den Endostatin-produzierenden Kapseln. Die Versuchstiere lebten um 84 Prozent länger als die Kontrolltiere.
Die Wissenschaftler hoffen natürlich jetzt, ihre künstlich hergestelleten "Arzneifabriken" auch beim Menschen einsetzen zu können. Tracy-Ann Read schätzt, dass Patienten damit mindestens ein Jahr länger leben könnten, auch wenn das noch keine endgültige Heilung darstellt. Judah Folkman von der Harvard Medical School glaubt, dass durch die Injektion der Kapseln, aufwendige Operationen vermieden werden können: "Es ermöglicht eine völlig neue Methode, Hirntumoren zu behandeln."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 13.11.2000
"Hilfreicher Fehler"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 30.3.1998
"Mit Sabotage gegen Hirntumore"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 11/99, Seite 92
"Auf den Punkt genau"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.