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Neurobiologie: Zelluläre Ursache für plötzlichen Kindstod aufgespürt?

Ein Aussetzen bestimmter Nervenzellen in der Atmungsregulation könnte für den plötzlichen Kindstod verantwortlich sein, vermuten Forscher um Jan-Marino Ramirez von der Universität Chicago. Jene Zellen lösen normalerweise das überlebensnotwendige Keuchen aus, wenn der Körper zu wenig Sauerstoff bekommt. Die Kinder erstickten also vermutlich, weil ihr Körper bei mangelnder Sauerstoffzufuhr auf Grund verstopfter Nase, Bauchlage oder ähnlichem nicht auf Keuchen umstellen konnte. Diese angestrengte Atmung weckt die Kleinen normalerweise auf oder löst zumindest Bewegungen aus, die schon zu einer Situationsverbesserung führen können.

Aus einer anderen Studie war bereits bekannt, dass bei Kindern, die an plötzlichem Kindstod starben, die Serotonin-Gehalte in den entsprechenden Hirnregionen sehr niedrig lagen. Wie Ramirez und seine Kollegen nun herausfanden, reguliert Serotonin offenbar die Aktivität dieser wichtigen Nervenzellen.

Bei ihren Untersuchungen stellten die Wissenschaftler auch fest, dass es zwei verschiedene Gruppen von Schrittmacherzellen in der Atmungsregulation gibt, von denen die Serotonin regulierten allerdings den weitaus größeren Anteil ausmachen. In früheren Arbeiten hatte sich gezeigt, dass diese Gruppe mit der Substanz Riluzol blockiert werden kann. Seltsamerweise wurde damit aber der Atemrhythmus keineswegs ausgeschaltet, sondern blieb bestehen. Nun stießen die Forscher auf die zweite, kleinere Nervenzell-Population, die von Riluzol nicht beeinträchtigt werden und so den Rhythmus aufrecht erhalten.

In den Industrieländern stirbt etwa eins von 2000 Säuglingen und Kleinkindern jährlich am plötzlichen Kindstod, dem unerklärlichen Tod von sonst kerngesunden Kindern bis zu einem Jahr im Schlaf. Die Ursachen sind nach wie vor rätselhaft, doch sind inzwischen einige Risikofaktoren bekannt wie Schlafen in Bauchlage, mangelndes Wissen der Eltern um die Risikofaktoren oder Rauchen der Mutter.

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