Kosmologie: Zeugnis eines kosmischen Auffahrunfalls
Immer wieder kommt es in den Weiten des Weltalls zu Zusammenstößen von Galaxien. So auch im Fall der rund 200 Millionen Lichtjahre von uns entfernten elliptischen Galaxie NGC 5291, die sich im südlichen Sternbild Zentaur befindet. Sie erscheint als elliptisches, gelbes Gebilde im beigestellten Bild. Vor rund 360 Millionen Jahren, so eine Arbeit von Jeremy Fensch und Koautoren an der Université Paris Diderot, kam es zu einer heftigen Kollision mit einer anderen Welteninsel, wobei große Mengen an Gas und Staub aus NGC 5291 herausgerissen wurden. Sie sammelten sich in einer ringförmigen Struktur um die elliptische Galaxie an, die später mit NGC 5291 verschmolz.
Die Materie in dieser Ringstruktur verdichtete sich nach und nach unter ihrer eigenen Schwerkraft, wodurch mehrere Zwerggalaxien im Umlauf um NGC 5291 entstanden. In ihnen kam es zur massenhaften gleichzeitigen Entstehung von Sternen, es ereigneten sich so genannte Star Bursts. Sie lassen sich als die bläulichen Gebiete im Umfeld erkennen. Besonders auffällig ist die Zwerggalaxie NGC 5291N, die sich rechts von der Hauptgalaxie befindet. In ihr dominieren massereiche junge Sterne, die so heiß sind, dass sie ihre Strahlung vorwiegend im energiereichen blauen und ultravioletten Licht aussenden.
Die Strukturen um NGC 5291N erinnern an jene Gebilde, die sich auf lang belichteten Bildern des jungen Universums abzeichnen. Seit Längerem gehen die Astrophysiker davon aus, dass große Galaxien durch den Zusammenschluss von vielen kleineren Welteninseln entstehen, die in der Frühzeit des Universums sehr häufig und weit verbreitet waren. Die Forscher um Fensch vermuten daher, dass sie mit dieser Zwerggalaxie jene Vorgänge im Detail untersuchen können, durch welche die großen Galaxien vor mehr als zwölf Milliarden Jahren entstanden sind.
Bei dem tropfenförmigen Gebilde, das vor NGC 5291 zu sehen ist, handelt es sich um die Zwerggalaxie MCG-05-33-005, die auch als Schneckengalaxie (englisch: seashell galaxy) bezeichnet wird. Sie steht ebenfalls in gravitativer Wechselwirkung mit NGC 5291, allerdings nicht so extrem wie NGC 5291N. Sie scheint große Mengen an Gas und Staub zu enthalten, so dass in ihr noch viele Sterne entstehen könnten.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben