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Kuriose Verhaltensforschung: Ziegenböcke schätzen freundliches Gegenüber

Wissenschaftler beobachteten fasziniert Ziegen, die auf Männer starren: Offenbar erkennen die Tiere, wer böse und wer freundlich dreinschaut.
Hier schauen ein Ziegenbock und der Ziegenforscher freundlich in die Kamera

Ziegenböcke bevorzugen freundlich dreinschauende Menschen vor grimmig blickenden Personen, wie Ziegenforscher um Alan McElligott von der Queen Mary University in London herausgefunden haben. Die Wissenschaftler hatten 20 Tieren lebensgroße Fotos von Menschen gezeigt und ihre Reaktion beobachtet und gefilmt. Auch Ziegen können demnach die Emotionen ihres menschlichen Gegenübers einordnen, schreiben die Forscher in »Royal Society Open Science« – eine Fähigkeit, die man bisher vor allem bei sozial integrierten Tieren wie Hunden oder auch Pferden nachweisen konnte.

Die Gelegenheit zum Experiment bekamen die britischen Wissenschaftler im »Buttercups Sanctuary for Goats« in der Grafschaft Kent, wo laut Selbstauskunft der Betreiber seit 1989 »zurückgelassene, vernachlässigte und heimatlose Ziegenböcke« unter ehrenamtlicher Pflege eine liebevolle Aufnahme finden. Das Team um McElligott präsentierte den Tieren Grauton-Aufnahmen von verschiedenen Gesichtern und wertete aus, welche Fotos die Böcke länger anschauten und ob sie sich ihnen näherten, um sie mit dem Maul anzustupsen. Die Ziegenböcke bevorzugten dabei freundliche Gesichter – vor allem aber dann, wenn diese auf ihrer rechten Kopfseite präsentiert wurden. Offenbar spielt demnach die linke Hirnhemisphäre – die die Informationen des rechten Auge verarbeitet – eine Rolle bei der Bewertung, spekulieren die Wissenschaftler.

Schon lange war Ziegenexperten klar, dass die Tiere auf Körpersprache und Emotionen vor allem eines ihnen vertrauten Menschen reagieren – unklar war aber, ob sie Emotionalität in Gesichtsausdrücke wirklich zuordnen können. Tatsächlich unterscheiden die Ziegenböcke hier durchaus – und reagieren auch entsprechend, wie Teammitglied Christian Nawroth festhält: »Ziegen unterscheiden nicht nur zwischen den unterschiedlichen Gesichtern, sie bevorzugen anschließend auch die Interaktion mit freundlichen.«

Die Forscher erwarten nun, ähnliche Ergebnisse auch bei anderen Haustieren finden zu können. Unklar ist, ob Tiere sich die Fähigkeit der emotionalen Bewertung von Gesichtern antrainieren, während sie lange Zeit mit Menschen verbringen. Möglich wäre auch, dass eine angeborenes Aversion gegen zornige Gesichter dahintersteckt: Aggressive Gesichstausdrücke erinnern womöglich an gefletschte Zähne von Räubern wie dem Wolf, dem Ziegen im Lauf de Evolution lieber aus dem Weg gegangen sind.

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