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Skurrile Forschung: Ziegenmann gewinnt Ig-Nobelpreis

Ein Forscher, der wie eine Ziege lebt - und sich dafür extra Prothesen bastelt. Thomas Thwaites gehört zu den Ig-Nobelpreisträgern 2016.
Der Ziegenmann Tom Thwaites in den Alpen

Wie lebt es sich als Ziege in den Alpen? Das testete der britische Biologe Thomas Thwaites, indem er sich drei Tage lang einer Herde anschloss und sich für das Experiment sogar extra Prothesen sowie einen künstlichen Pansen anlegte, um möglichst lebensnahe Erfahrungen zu sammeln. Für dieses Vorhaben wurde der Forscher mit dem Ig-Nobelpreis für Biologie ausgezeichnet. Thwaites kletterte mit seinen Artgenossen auf Zeit durch das Gelände und graste mit ihnen, wobei er seine Aktivitäten mit einer Helmkamera aufzeichnete. Mit einer der Ziegen schloss er sogar eine Art Freundschaft und entwickelte sehr enge Bande zu diesem "Goat Buddy", wie er das Tier nannte. Allerdings geriet er einmal auch fast in einen Kampf mit anderen Böcken, wie er der BBC berichtete: "Ich graste friedlich, als ich bemerkte, dass alle anderen das Kauen eingestellt hatten. Es lag eine zuvor nicht gekannte Spannung in der Luft, und plötzlich begannen ein oder zwei Böcke mit ihren Hörnern herumzustoßen. Ich dachte, dass ich gleich in einen Kampf verwickelt werde." Nach seinem Herdendasein zog der Forscher noch drei Tage allein durch die Berge. Thwaites teilt sich seine Auszeichnung mit Charles Foster, der ebenfalls zeitweise als Wildtier in der Natur gelebt hatte – als Dachs, Otter, Reh, Fuchs und als eine Art Vogel.

http://www.youtube.com/watch?v=Gg8xhKI1sMw
© RedTaurus
Thomas Thwaites, der Ziegenmann

Den besonderen Humor des Ig-Nobelpreiskomitees, das skurrile, aber dennoch in Fachpublikationen publizierte Arbeiten würdigt, bekam 2016 auch der Volkswagen-Konzern zu spüren: Er wurde im Fachgebiet Chemie ausgezeichnet – weil die Ingenieure die Luftverschmutzung durch Automobile gelöst hatten, indem diese automatisch ihre Emissionen reduzierten, sobald sie Testsoftware erkannten. Leider war aber niemand von VW bereit, den Preis persönlich entgegenzunehmen. Zumindest vermerkte das Protokoll keine anwesende Person.

Handfester ging es dagegen im Bereich Physik zu: Ungarische Forscher um Gábor Horváth erkannten, welchen bis dahin unerwarteten Vorteil weiße Pferde haben – sie werden seltener von Pferdebremsen heimgesucht, weil diese das reflektierte Licht schlechter wahrnehmen können. Umgekehrt locken schwarze Grabsteine Libellen ins Verderben, weil sie diese mit Gewässeroberflächen verwechseln. Auch hierfür zeichnete Horváth als Wissenschaftler verantwortlich. Die Folge juckender Stiche und wie man den Juckreiz lindern kann, studierten wiederum deutsche Physiologen um Christoph Helmchen. Ihre einfache Lösung: Wenn es links am Körper ganz arg juckt, sollte man in den Spiegel blicken und sich rechts kratzen (und umgekehrt). Das lindere den Reiz beträchtlich, so das beteiligte Team.

Ein schwieriges Thema behandelte dagegen die Psychologiesparte: Eine Gruppe um Evelyne Debey und Maarten De Schryver befragte 1000 Lügner, wie oft sie lügen – und fragte sich dabei, ob man dann diesen Antworten überhaupt trauen könne. In die gleiche Richtung ging auch der Friedens-Ig-Nobelpreis, den Gordon Pennycook und Co erhielten: "Über die Aufnahme und die Feststellung pseudofundierten Bullshits", lautete der Titel ihrer Arbeit, die 2015 in "Judgment and Decision Making" erschienen ist. Wem das alles zu konfus klingt, für den haben die beiden ebenfalls ausgezeichneten Japaner Atsuki Higashiyama und Kohei Adachi eine Lösung: Sie untersuchten, ob man die Welt anders wahrnimmt, wenn man sich bückt und sie durch die Beine betrachtet.

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