Onkologie: Zielgenaue Medikamente verbessern Tumorbekämpfung
Zwei Forschergruppen setzten erfolgreich neue Wirkstoffe und Bekämpfungsstrategien gegen Krebs ein. Ein Team um Johann de Bono vom Institute of Cancer Research in Sutton konnte dabei mit einem Hemmstoff Tumorpatienten stabilisieren, die auf keine andere Therapie mehr ansprachen. Himanshu Brahmbhatt von der Firma EnGeneIC in Sydney und seine Kollegen setzten dagegen eine schon bekannte Wirkstoffkombination mit zellulären Minitransportern gezielter auf Krebszellen von erkrankten Mäusen an und erhöhte deren Lebenserwartung schon mit sehr niedrigen Dosen und entsprechend weniger Nebenwirkungen.
Das englische Team hatte mit der Substanz AZD 2281 (Olaparib) insgesamt 19 Krebspatienten behandelt, die unter verschiedenen, auf fehlerhafte BRCA-Gene zurückführbaren Tumoren litten und mit herkömmlichen Medikamenten nicht länger therapierbar waren [1]. Der Wirkstoff hemmt in allen Körperzellen das Enzym PARP (Poly-ADP-Rribose-Polymerase), das an der DNA-Reparatur beteiligt ist.
Nur die Tumorzellen, nicht aber in den übrigen Körperzellen starben unter dem Einfluss von AZD 2281 ab, berichten die Forscher; bei zwölf der Patienten schrumpften die Tumoren oder wuchsen nicht weiter. Offenbar seien nur gesunde Zellen in der Lage, den Ausfall der PARP-abhängigen DNA-Reparatur durch alternative Mechanismen zu kompensieren, die aber funktionsfähige, nicht mutierte BRCA-Gene voraussetzen. Die Methode, die zuvor schon im Tierversuch erfolgreich war, soll nun in größeren Studien an Patienten getestet werden.
Bislang nur in Mäusen war dagegen der Ansatz von Brahmbhatt und Kollegen erfolgreich: Die Wissenschaftler setzten zum Transport ihres Medikamentes zu den Tumorzellen erfolgreich aus Bakterien hergestellte Minitransporter-Zellen ein, welche sie bereits vor einiger Zeit vorgestellt hatten [2].
Zum Umbau wird den Bakterienzellen sämtliches eigenes Genmaterial entfernt. Danach füllten die Forscher sie mit kleinen si- oder sh-RNA-Molekülen. Diese schalten einen bestimmten Transporter in den Mäusen ab, der ihre multiresistenten Tumorzellen vor dem Angriff von verschiedenen Medikamenten schützt. In einem späteren Schritt luden die Forscher Minizellen dann mit zytotoxischen Chemotherapeutika und schleusten diese in die Versuchsnager, deren Tumorzell-Transporter durch die erste Welle lahmgelegt worden war. Die Tumoren in derart behandelten Tieren wuchsen daraufhin deutlich langsamer, die Lebenserwartung der Nager stieg.
Mit den Minizellen sei eine sehr viel niedrigere Dosierung der zytotoxischen Medikamente erforderlich, weil die Wirkstoffe direkt an die Tumoren adressiert werden können, anstatt sich im gesamten Körper zu verteilen. Die Zellen steuern Krebszellen direkt und erkennen sie mit der Hilfe von bispezifischen Antikörpern, die mit einer Bindungsstelle an lange Ketten der Bakterienmembran binden und mit ihrer zweiten freien Bindestelle Tumorantigene erkennen.
Ähnliche bisher verwendete Konstrukte, bei denen tumorerkennende Antikörper auf künstliche Liposomen- oder Nanopartikel-Medikamententransporter montiert werden müssen, seien schwerer herzustellen, kommentieren Emmanouil Karagannis und Daniel Anderson vom Massachusetts Institute for Technology im amerikanischen Cambridge. Die viel versprechenden Minizellen müssten nun in größeren Organismen untersucht werden, um herauszufinden, ob sie dort effizient funktionieren und nicht ihrerseits von Immunsystem angegriffen werden. (jo)
Das englische Team hatte mit der Substanz AZD 2281 (Olaparib) insgesamt 19 Krebspatienten behandelt, die unter verschiedenen, auf fehlerhafte BRCA-Gene zurückführbaren Tumoren litten und mit herkömmlichen Medikamenten nicht länger therapierbar waren [1]. Der Wirkstoff hemmt in allen Körperzellen das Enzym PARP (Poly-ADP-Rribose-Polymerase), das an der DNA-Reparatur beteiligt ist.
Nur die Tumorzellen, nicht aber in den übrigen Körperzellen starben unter dem Einfluss von AZD 2281 ab, berichten die Forscher; bei zwölf der Patienten schrumpften die Tumoren oder wuchsen nicht weiter. Offenbar seien nur gesunde Zellen in der Lage, den Ausfall der PARP-abhängigen DNA-Reparatur durch alternative Mechanismen zu kompensieren, die aber funktionsfähige, nicht mutierte BRCA-Gene voraussetzen. Die Methode, die zuvor schon im Tierversuch erfolgreich war, soll nun in größeren Studien an Patienten getestet werden.
Bislang nur in Mäusen war dagegen der Ansatz von Brahmbhatt und Kollegen erfolgreich: Die Wissenschaftler setzten zum Transport ihres Medikamentes zu den Tumorzellen erfolgreich aus Bakterien hergestellte Minitransporter-Zellen ein, welche sie bereits vor einiger Zeit vorgestellt hatten [2].
Zum Umbau wird den Bakterienzellen sämtliches eigenes Genmaterial entfernt. Danach füllten die Forscher sie mit kleinen si- oder sh-RNA-Molekülen. Diese schalten einen bestimmten Transporter in den Mäusen ab, der ihre multiresistenten Tumorzellen vor dem Angriff von verschiedenen Medikamenten schützt. In einem späteren Schritt luden die Forscher Minizellen dann mit zytotoxischen Chemotherapeutika und schleusten diese in die Versuchsnager, deren Tumorzell-Transporter durch die erste Welle lahmgelegt worden war. Die Tumoren in derart behandelten Tieren wuchsen daraufhin deutlich langsamer, die Lebenserwartung der Nager stieg.
Mit den Minizellen sei eine sehr viel niedrigere Dosierung der zytotoxischen Medikamente erforderlich, weil die Wirkstoffe direkt an die Tumoren adressiert werden können, anstatt sich im gesamten Körper zu verteilen. Die Zellen steuern Krebszellen direkt und erkennen sie mit der Hilfe von bispezifischen Antikörpern, die mit einer Bindungsstelle an lange Ketten der Bakterienmembran binden und mit ihrer zweiten freien Bindestelle Tumorantigene erkennen.
Ähnliche bisher verwendete Konstrukte, bei denen tumorerkennende Antikörper auf künstliche Liposomen- oder Nanopartikel-Medikamententransporter montiert werden müssen, seien schwerer herzustellen, kommentieren Emmanouil Karagannis und Daniel Anderson vom Massachusetts Institute for Technology im amerikanischen Cambridge. Die viel versprechenden Minizellen müssten nun in größeren Organismen untersucht werden, um herauszufinden, ob sie dort effizient funktionieren und nicht ihrerseits von Immunsystem angegriffen werden. (jo)
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