Entomologie: Zielgerichtete Gaukler
Wer bewundert sie nicht, die großen, bunten Apollos, Segel- oder Schillerfalter? Und wer bestaunt nicht ihre Umwandlung von der hässlichen Raupe zum prächtigen Falter? Schmetterlinge umgibt aber noch mehr Geheimnisvolles als ihre Metamorphose: Doch nun scheint das Wesen ihrer Fortbewegung geklärt.
Eine blühende Blumenwiese im Frühsommer – sofern es sie in modernen Agrarlandschaften noch gibt: Grillen zirpen, Heuschrecken hüpfen, Bienen summen und Ameisen gehen geschäftig ihrem Tagwerk nach. Eine Hornisse schießt vorbei auf ihrer Jagd nach Frischfleisch für die Brut zu Hause. Gemütlich brummen einzelne Marienkäfer von Blattlauskolonie zu Blattlauskolonie.
Dann und wann durchquert auch ein prächtiges Tagpfauenauge, ein umtriebiger Dickkopffalter, ein cherubinischer Weißling oder einer dieser eleganten Schwalbenschwänze die Szenerie. In den Augen des interessierten Beobachters ziellos schaukelt ihr Flug mal hierhin, mal dorthin, und gelegentlich lassen sie sich sogar auf einer Blüte nieder, um sich für den Rest des Tages, die Fortpflanzung oder die Flucht vor Feinden zu stärken.
Nein, beruhigen Elizabeth Cant und ihre Kollegen vom englischen Rothamsted Research: Das Tier ist unterwegs im Namen der Wissenschaft, und sein Auftrag ist es, die Geheimnisse des Schmetterlingsflugs ein wenig zu lüften. Die Gerätschaft auf seinem scheinbar so fragilen Körper ist ein winzig kleiner Radar-Empfänger, der nur zwölf Milligramm wiegt und damit gerade einmal vier bis acht Prozent des Gewichts des Insekts ausmacht.
Das Anbringen dieses Senders ist kompliziert, denn der Falter muss vorher ein wenig rasiert werden – die Haare des Schmetterlingstorsos erschweren das Anhaften. Insgesamt vollzogen die Wissenschaftler diesen Prozess an dreißig Kleinen Füchsen (Aglais urticae) und Tagpfauenaugen (Inachis io), die sie anschließend wieder in die Freiheit eines von Radarmessgeräten überwachten Feldes entließen. Jedes Mal, wenn einer der fliegenden Transponder dann einen Radarimpuls empfing, sandte er ein charakteristisches Antwortsignal an die Empfangsstationen zurück – ähnlich wie bei Kollisionswarnsystemen von Flugzeugen.
Anhand dieser Signale konnten die Forscher über eine größere Fläche Bewegungsmuster ihrer flatternden Schützlinge nachverfolgen. Und die Tierchen leisteten ganze Arbeit, denn unser bisheriger Eindruck eines ziellosen Gaukelflugs täuscht völlig, wie das Team um Cant entdeckte. Es gibt vielmehr zwei Arten von Flugmustern, die unterschiedlichen Zwecken dienen.
Ist das Insekt dagegen auf der Flucht vor einem hungrigen Vogel oder verlässt es eine Wiese, um über Hindernisse eine neue Heimat aufzusuchen, schlägt es eine direkte und mitunter sehr schnelle Flugart ein: Die Falter fliegen in annähernd gerader Linie und erreichen Geschwindigkeiten von mehr als drei Metern pro Sekunde.
Übertroffen wird diese Leistung allerdings noch von den Fernziehern unter den Schmetterlingen. Ebenfalls von Cant und ihrem Team untersuchte Admirale (Vanessa atalanta) und C-Falter (Polygonia c-album) beschleunigen teils auf knapp fünf Meter pro Sekunde und fliegen unbeirrbar sehr strikt geradeaus: kein Wunder, wollen sie doch die Britischen Inseln gen Süden verlassen.
Die Wissenschaftler möchten diese Erkenntnisse jetzt auch für den Naturschutz nutzen und seltenere Spezies untersuchen. Auf diese Weise soll geklärt werden, welche Auswirkungen die Zerstückelung von Landschaften auf Schmetterlinge hat und wie man ihnen durch Korridore über diese Barrieren hinweghelfen könnte. Stellt sich als letztes noch eine Frage: Wie rasiert man einen Schmetterling? Nun, die Britin Elizabeth Cant ging wahrhaft ladylike vor: Sie entfernte die Haare schonend mit Spezialwachs und Klebeband.
Dann und wann durchquert auch ein prächtiges Tagpfauenauge, ein umtriebiger Dickkopffalter, ein cherubinischer Weißling oder einer dieser eleganten Schwalbenschwänze die Szenerie. In den Augen des interessierten Beobachters ziellos schaukelt ihr Flug mal hierhin, mal dorthin, und gelegentlich lassen sie sich sogar auf einer Blüte nieder, um sich für den Rest des Tages, die Fortpflanzung oder die Flucht vor Feinden zu stärken.
Das Leben der Falter scheint ein einziger paradiesischer Müßiggang, so unbeschwert, wie sie über das Blumenmeer gaukeln. Doch was kommt da? Ein weiterer Schmetterling betritt die Bühne dieses Sommertagstraums, aber er sieht ein wenig anders aus als seine Artgenossen. Der Kerf trägt einen seltsamen Auswuchs auf seinem Rücken. Eine Mutation? Eine seltsame, schreckliche Krankheit?
Nein, beruhigen Elizabeth Cant und ihre Kollegen vom englischen Rothamsted Research: Das Tier ist unterwegs im Namen der Wissenschaft, und sein Auftrag ist es, die Geheimnisse des Schmetterlingsflugs ein wenig zu lüften. Die Gerätschaft auf seinem scheinbar so fragilen Körper ist ein winzig kleiner Radar-Empfänger, der nur zwölf Milligramm wiegt und damit gerade einmal vier bis acht Prozent des Gewichts des Insekts ausmacht.
Das Anbringen dieses Senders ist kompliziert, denn der Falter muss vorher ein wenig rasiert werden – die Haare des Schmetterlingstorsos erschweren das Anhaften. Insgesamt vollzogen die Wissenschaftler diesen Prozess an dreißig Kleinen Füchsen (Aglais urticae) und Tagpfauenaugen (Inachis io), die sie anschließend wieder in die Freiheit eines von Radarmessgeräten überwachten Feldes entließen. Jedes Mal, wenn einer der fliegenden Transponder dann einen Radarimpuls empfing, sandte er ein charakteristisches Antwortsignal an die Empfangsstationen zurück – ähnlich wie bei Kollisionswarnsystemen von Flugzeugen.
Anhand dieser Signale konnten die Forscher über eine größere Fläche Bewegungsmuster ihrer flatternden Schützlinge nachverfolgen. Und die Tierchen leisteten ganze Arbeit, denn unser bisheriger Eindruck eines ziellosen Gaukelflugs täuscht völlig, wie das Team um Cant entdeckte. Es gibt vielmehr zwei Arten von Flugmustern, die unterschiedlichen Zwecken dienen.
Was das menschliche Auge als anscheinend orientierungsloses Schaukeln der Schmetterlinge wahrnimmt, ist in Wirklichkeit ein zielgerichtetes Pendeln von Blüte zu Blüte. Dies kann sich sogar über größere Distanzen erstrecken, etwa wenn der Falter trotz seiner eher schlechten Facettenaugen in der Entfernung eine möglicherweise ergiebige Futterquelle oder ein geeignetes Winterquartier entdeckt. Die Bögen, die er dabei immer wieder schlägt, dienen seiner besseren Orientierung und dem gelegentlichen Austesten eines Nektarspenders.
Ist das Insekt dagegen auf der Flucht vor einem hungrigen Vogel oder verlässt es eine Wiese, um über Hindernisse eine neue Heimat aufzusuchen, schlägt es eine direkte und mitunter sehr schnelle Flugart ein: Die Falter fliegen in annähernd gerader Linie und erreichen Geschwindigkeiten von mehr als drei Metern pro Sekunde.
Übertroffen wird diese Leistung allerdings noch von den Fernziehern unter den Schmetterlingen. Ebenfalls von Cant und ihrem Team untersuchte Admirale (Vanessa atalanta) und C-Falter (Polygonia c-album) beschleunigen teils auf knapp fünf Meter pro Sekunde und fliegen unbeirrbar sehr strikt geradeaus: kein Wunder, wollen sie doch die Britischen Inseln gen Süden verlassen.
Die Wissenschaftler möchten diese Erkenntnisse jetzt auch für den Naturschutz nutzen und seltenere Spezies untersuchen. Auf diese Weise soll geklärt werden, welche Auswirkungen die Zerstückelung von Landschaften auf Schmetterlinge hat und wie man ihnen durch Korridore über diese Barrieren hinweghelfen könnte. Stellt sich als letztes noch eine Frage: Wie rasiert man einen Schmetterling? Nun, die Britin Elizabeth Cant ging wahrhaft ladylike vor: Sie entfernte die Haare schonend mit Spezialwachs und Klebeband.
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