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Klimawandel: Ziesel erwachen später aus dem Winterschlaf

Columbia-Ziesel

Mit einer Langzeitstudie konnte ein internationales Forscherteam zeigen, dass im Zuge der globalen Erwärmung ausgerechnet Schneestürme einen entscheidenden Einfluss auf die Tierwelt haben können. Columbia-Ziesel (Urocitellus columbianus) in den kanadischen Rocky Mountains erwachen inzwischen zehn Tage später aus dem Winterschlaf als vor 20 Jahren. Da immer häufiger auch nach Mitte April noch Schnee liegt, hat sich der Zeitpunkt des Aufwachens innerhalb des Untersuchungszeitraums deutlich nach hinten verschoben.

Columbia-Ziesel | Ein mit einem Ohrklipp markiertes Columbia-Ziesel nach einem späten Schneesturm in Kananaskis, Alberta.

Für die Weibchen hat das Folgen: In der ohnehin nur drei bis vier Monate dauernden Vegetationsperiode in den Rocky Mountains ist für sie jeder Tag entscheidend. Kurz nach dem Erwachen paaren sie sich, 24 Tage später gebären sie im Schnitt drei Junge, die sie weitere 27 Tage lang stillen. Ihnen und den von nun an auf sich allein gestellten Nachkommen bleiben danach nur vier bis acht Wochen, um sich genügend Fettreserven für den kommenden Winter anzufressen. Verkürzt sich die Phase, in der sie Nahrung sammeln können, so schaffen sie es nur schwer oder nicht über den Winter.

Mit seiner Feldstudie belegt das Team um Jeffrey Lane von der University of Edinburgh in Schottland, dass das verspätete Aufwachen der Zieselweibchen erstens in direktem Zusammenhang mit den späten Schneefällen steht, und dass es zweitens ihre Überlebensrate und den individuellen Reproduktionserfolg einschränkt. Das hat Konsequenzen für die gesamte Population: Gemittelt über 20 Jahre brachte jedes der Weibchen weniger als ein Junges pro Jahr zur Welt, das auch den folgenden Winter überlebte – auf die Dauer ist dies zu wenig, um den Bestand zu halten. Im ersten Jahrzehnt der Untersuchung trat dieses Extremereignis nur einmal auf, im letzten dagegen bereits in vier von neun Jahren.

Jeffrey Lane und seine Kollegen vermuten deshalb, dass die späten Schneestürme die Population langfristig destabilisieren können, sollten die Prognosen der angewandten Klimamodelle tatsächlich zutreffen. Auf Grund der Erderwärmung verdunstet zunehmend Wasser aus den Ozeanen, das dann über dem nordamerikanischen Kontinent wieder abregnet – beziehungsweise in den höheren Regionen in Form von Schnee. Das scheint in den Rocky Mountains bereits zu passieren.

Ob sich der Negativtrend wirklich fortsetzt, müssen weitere Beobachtungen zeigen: Während der letzten Jahren sind viele Weibchen wieder relativ früh aufgewacht. Auch scheinen nicht alle überwinternden Arten in den Rocky Mountains gleichermaßen von den Schneestürmen beeinflusst zu sein. Wie eine 2010 veröffentlichte Langzeitfeldstudie zeigt, erwachen zum Beispiel Gelbbauchmurmeltiere (Marmota flavientris) auf Grund der steigenden Frühlingstemperaturen früher. Seit die Vegetationsperiode für sie länger ist, setzen die Nager auch mehr Fett an – das reicht, um mehr Individuen über den Winter zu bringen: Ihr Bestand nimmt zu.

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