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Zoonosen: Übertrugen Eichhörnchen die Lepra?

Im Mittelalter waren Infektionen mit Lepra so häufig, dass spezielle Häuser für die Kranken eingerichtet wurden. Womöglich hatten sich die Keime auch über Eichhörnchen verbreitet.
Ein rötlich-braunes Eichhörnchen mit weißem Bauch springt mit nach vorne gerichteten Pfoten vor einem verschwommenen Hintergrund.
Auch Eichhörnchen können potenziell Krankheiten übertragen.

Die englische Stadt Winchester war im Mittelalter bekannt für ihr großes Leprosorium, ihr großes Krankenhaus für Leprakranke, und ihre Verbindungen zum Fellhandel. Dabei könnte das eine das andere bedingt haben, zeigt eine Genomstudie von Verena Schünemann von der Universität Basel und ihrem Team, in der die Arbeitsgruppe Bakterien von 25 Menschen und 12 Eichhörnchen miteinander verglichen haben. Einer dieser alten Leprabakterienstämme aus einem Eichhörnchen war dabei enger mit den Stämmen der damaligen Menschen verwandt als mit heutigen Linien, die noch immer in Eichhörnchen vorkommen.

Lepra gehört zu den ältesten bekannten Infektionskrankheiten der Menschheit und zirkuliert heute noch in Teilen Asiens, Afrikas und Südamerikas, während die von Bakterien der Art Mycobacterium leprae ausgelöste Krankheit in entwickelten Ländern praktisch ausgerottet ist. Unbekannt ist bislang, welche Tierarten als zusätzliche Wirte in Frage gekommen sein könnten, von denen die Seuche immer wieder auf Menschen übersprang. Eine frühere Studie konnte belegen, dass Eichhörnchen zumindest in England bis heute die Keime in sich tragen.

Schünemann und Co zeigen, dass dies im Mittelalter ebenfalls schon gängig war – und die Tiere womöglich als Quelle weiterer Infektionen in Frage kommen: Eichhörnchenfell wurde häufig zum Trimmen und Auskleiden von Kleidungsstücken verwendet. Das Abziehen war ein blutiges Geschäft und Kürschner könnten auf diese Art und Weise mit den Keimen in Berührung gekommen sein. Zudem wurden junge Eichhörnchen gefangen und als Haustiere aufgezogen.

Alle von Schünemanns Team untersuchten Leprabakterien waren relativ eng miteinander verwandt und gehörten zur selben Verzweigung des Bakterienstammes von Mycobacterium leprae. Lepra überträgt sich nur relativ schwer durch Tröpfchen von Infizierten auf gesunde Menschen und ist inzwischen medikamentös gut behandelbar. Das Vorkommen in tierischen Wirten erschwert jedoch die Bekämpfung, da die Keime immer wieder von dort auf Menschen überspringen können.

  • Quellen
Current Biology 10.1016/j.cub.2024.04.006, 2024

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