Landluft: Zucker aus Stallstaub schützt vor Allergie
Kinder, die auf dem Land oder auf Bauernhöfen aufwachsen, sind – wie bereits mehrfach belegt – weniger anfällig für diverse Allergien. Insbesondere Heuschnupfen tritt bei ihnen seltener auf als bei Altersgenossen aus der Stadt. Nun könnte die Ursache dafür gefunden worden sein.
Mit Hilfe von Tierversuchen entdeckte dann das Team um Marcus Peters von der Universität Bochum, dass das Immunsystem auf Arabinogalaktan tatsächlich reagiert. So genannte dendritische Zellen kooperieren dazu mit anderen Zellen des Immunsystems: Sie signalisieren den T-Zellen, dass schädliche Stoffe präsent sind und sie dagegen vorgehen müssen. Das Zuckermolekül verändert jedoch deren Verhalten, denn die Zellen produzieren dann einen Botenstoff, welcher die Immunreaktion mindert. Welche Rezeptoren der dendritischen Zellen für diese Reaktion verantwortlich sind, muss allerdings noch genauer erforscht werden. Eine Einschränkung des Immunsystems dieser Art sei laut Peters aber nichts Neues, es gäbe viele Bakterien, die einen derartigen Mechanismus zur Abschwächung der Immunreaktion ihres Wirts nutzen.
Ursprünglich kommt das Arabinogalaktan in Futterpflanzen und Gräsern wie dem Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) vor. Die positive Wirkung des Grasbestandteils gegen Heuschnupfen wundert die Wissenschaftler aber nicht, wie Marcus Peters erklärt: "In kleinen Konzentrationen können Pollen des Wiesenfuchsschwanzes Allergien auslösen, in großen Dosen und sehr früh im Leben aber verhindern. Nichts anderes als eine Dosissteigerung ist ja auch die Strategie bei der Hyposensibilisierung."
Die Wissenschaftler betonen, dass nicht jedes Kind, das auf dem Land aufwächst und ab und zu im Stall spielt, automatisch gegen Heuschnupfen oder andere Allergien geschützt sei. Kinder müssten im ersten Lebensjahr relativ hohe Konzentrationen des Stallstaubs einatmen, damit das Arabinogalaktan überhaupt dauerhaft wirke. Ob das Zuckermolekül auch als Vorbeugung oder zur Therapie bi allergischem Asthma und anderen Allergien eingesetzt werden kann, wollen Peters und seine Kollegen nun klären. Wegen seiner guten Wasserlöslichkeit hoffen sie, Nasentropfen oder Sprays damit herstellen zu können. (sm)
Bei einer Analyse von Staub aus verschiedenen Viehstallungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz stießen Bochumer Forscher auf ein pflanzliches Polysaccharid namens Arabinogalaktan. Der hohe Anteil dieses Zuckermoleküls im getesteten Stallstaub – es machte bis zu zehn Prozent am gesamten Material aus, das überwiegend aus Pflanzenresten besteht –, überraschte die Forscher und regte sie zu weiteren Untersuchungen an.
Mit Hilfe von Tierversuchen entdeckte dann das Team um Marcus Peters von der Universität Bochum, dass das Immunsystem auf Arabinogalaktan tatsächlich reagiert. So genannte dendritische Zellen kooperieren dazu mit anderen Zellen des Immunsystems: Sie signalisieren den T-Zellen, dass schädliche Stoffe präsent sind und sie dagegen vorgehen müssen. Das Zuckermolekül verändert jedoch deren Verhalten, denn die Zellen produzieren dann einen Botenstoff, welcher die Immunreaktion mindert. Welche Rezeptoren der dendritischen Zellen für diese Reaktion verantwortlich sind, muss allerdings noch genauer erforscht werden. Eine Einschränkung des Immunsystems dieser Art sei laut Peters aber nichts Neues, es gäbe viele Bakterien, die einen derartigen Mechanismus zur Abschwächung der Immunreaktion ihres Wirts nutzen.
Ursprünglich kommt das Arabinogalaktan in Futterpflanzen und Gräsern wie dem Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) vor. Die positive Wirkung des Grasbestandteils gegen Heuschnupfen wundert die Wissenschaftler aber nicht, wie Marcus Peters erklärt: "In kleinen Konzentrationen können Pollen des Wiesenfuchsschwanzes Allergien auslösen, in großen Dosen und sehr früh im Leben aber verhindern. Nichts anderes als eine Dosissteigerung ist ja auch die Strategie bei der Hyposensibilisierung."
Die Wissenschaftler betonen, dass nicht jedes Kind, das auf dem Land aufwächst und ab und zu im Stall spielt, automatisch gegen Heuschnupfen oder andere Allergien geschützt sei. Kinder müssten im ersten Lebensjahr relativ hohe Konzentrationen des Stallstaubs einatmen, damit das Arabinogalaktan überhaupt dauerhaft wirke. Ob das Zuckermolekül auch als Vorbeugung oder zur Therapie bi allergischem Asthma und anderen Allergien eingesetzt werden kann, wollen Peters und seine Kollegen nun klären. Wegen seiner guten Wasserlöslichkeit hoffen sie, Nasentropfen oder Sprays damit herstellen zu können. (sm)
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