Harnwegsinfekt: Zucker hält Blasenkeime auf Abstand
Jährlich leiden Millionen von Menschen – überwiegend Frauen – an Blasenentzündungen, die durch Bakterien hervorgerufen werden und häufig chronisch verlaufen. Unbehandelt kann dies zu einer Nierenbeckenentzündung und selten sogar zu einer Blutvergiftung führen. Antibiotika, die Mittel der Wahl, lassen Bakterien bisweilen Resistenzen entwickeln; sie werden deshalb oft schnell unwirksam. Beat Ernst und seine Kollegen könnten nun aber eine mögliche alternative Behandlungsmöglichkeit entwickelt haben.
Dazu blockierten die Forscher die Bindestellen der Greifarme, mit denen die Bakterien an die Zucker der Blasenzellwand andocken. Dazu koppelten sie an die FimH-Rezeptoren der Keime Anti-Adhäsions-Moleküle, die sie im Labor künstlich maßgeschneidert hatten. Die Moleküle besetzen damit die Andockstellen auf den Bakterien und verhindern damit, dass sie sich am Blasenepithel anheften – was den Beginn einer Entzündung einleitet.
Die Wissenschaftler testeten den Wirkstoff an Mäusen bereits erfolgreich: Schon in niedriger Dosis sorgte er dafür, dass sich zehntausendfach weniger Bakterien in den Harnwegen festsetzen konnten; dies entspricht dem Ausgang einer herkömmlichen Antibiotikabehandlung. Eine Resistenzentwicklung der Bakterien sei unwahrscheinlich, so die Forscher, da eine Veränderung der FimH-Rezeptoren das Bakterium gleichzeitig unschädlich machen würde: Ohne passenden Rezeptor könnte es dann selbst nicht mehr an den Blasenzellen andocken.
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