Botanik: Zuckerbrot und Peitsche
Pflanzen und ihre Bestäuber schließen einen Deal zum gegenseitigen Nutzen: Das Tier bekommt süßen Nektar, und verbreitet dafür die Pollen seines Wohltäters. Allerdings optimiert der Bestäuber seine Energieausbeute, wenn er aus möglichst wenigen Blüten jeweils große Mengen saugt. Die Pflanze will das Gegenteil: ihre Pollen von zahlreichen Besuchern auf möglichst viele andere Blüten verbreiten lassen. Um das zu erreichen, setzt der Wüstentabak Nicotiana attenuata Zuckerbrot und Peitsche in Form zweier flüchtiger Chemikalien ein.
Die Pflanze produziert neben dem Lockstoff Benzylaceton zugleich Nikotin, das abstoßend wirkt. Danny Kessler, Klaus Gase und Ian T. Baldwin vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena veränderten selektiv die Gene für die Bildung dieser Substanzen und untersuchten an den so erzeugten Mutanten, wie sich die Zusammensetzung des Duft-Cocktails auf das Verhalten bestäubender Vögel und Insekten auswirkt.
War allein das lockende Benzylaceton vorhanden, besuchten Vögel und Motten nur sehr wenige Blüten und hielten dort ausgiebig Mahlzeit. Nikotin ließ sie dagegen schnell wieder abschwirren und anderswo ihr Glück versuchen. Entsprechend besuchten sie mehr Blüten, um auf ihre Tagesration zu kommen.
Die Pflanze manipuliert also das Verhalten ihrer Bestäuber nicht nur durch süße Belohnung, sondern auch durch unangenehme Reize. So stellt sie sicher, dass sie für ihren Nektar die maximale Gegenleistung erhält. Menschliche Raucher freut es; denn sie kommen dadurch zu ihrem Suchtstoff.
Lars Fischer
Die Pflanze produziert neben dem Lockstoff Benzylaceton zugleich Nikotin, das abstoßend wirkt. Danny Kessler, Klaus Gase und Ian T. Baldwin vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena veränderten selektiv die Gene für die Bildung dieser Substanzen und untersuchten an den so erzeugten Mutanten, wie sich die Zusammensetzung des Duft-Cocktails auf das Verhalten bestäubender Vögel und Insekten auswirkt.
War allein das lockende Benzylaceton vorhanden, besuchten Vögel und Motten nur sehr wenige Blüten und hielten dort ausgiebig Mahlzeit. Nikotin ließ sie dagegen schnell wieder abschwirren und anderswo ihr Glück versuchen. Entsprechend besuchten sie mehr Blüten, um auf ihre Tagesration zu kommen.
Die Pflanze manipuliert also das Verhalten ihrer Bestäuber nicht nur durch süße Belohnung, sondern auch durch unangenehme Reize. So stellt sie sicher, dass sie für ihren Nektar die maximale Gegenleistung erhält. Menschliche Raucher freut es; denn sie kommen dadurch zu ihrem Suchtstoff.
Lars Fischer
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