Paläontologie: Zünglein an der Waage
Wollnashorn, Mammut oder Riesenhirsch, sie alle starben am Ende der letzten Eiszeit aus. Aber wer war schuld - Mensch oder Klima?
Der Wind fegt über weit ausgedehnte, sich Zentimeter für Zentimeter vorschiebende Gletscher. Es knirscht in den Tiefen, während die eisigen Kolosse langsam und auf den ersten Blick kaum sichtbar die vor ihnen liegende Tundra überrollen. Wir befinden uns am Höhepunkt der Weichsel-Kaltzeit. Durch große Kältesteppen ziehen Herden aus Wollnashörnern, trompeten Mammuts und heben Riesenhirsche witternd ihre Köpfe. Dass sich ihr Lebensraum drastisch verändern wird, ahnen sie noch nicht.
Denn nun beginnen sich die Gletscher, die weite Teile Nordeuropas und Nordamerikas bedeckten, langsam zurückzuziehen. Natürlich ging das nicht ohne Rückschritte – im Sinne erneuter Eisvorstöße –, ohne Temperaturschwankungen und ohne Vegetationsveränderungen vonstatten.
Doch noch ist das nicht nicht das Ende vom Lied. Vor ungefähr 9000 Jahren entwickeln sich in immer höheren Breiten erste lichte Wälder – und dabei sind die Tiere doch eher an offene Landschaften gewöhnt. Die Steppe zieht nordwärts, und mit ihr wandern auch die Mammuts in entlegenere Gebiete.
Schon während der Eiszeit waren die ersten Menschen den Tierherden in die Steppen und Tundren gefolgt. Und sie taten es weiter, auch in den langsam wärmer werdenden Zeiten. Während sich der Homo sapiens dabei immer weiter ausbreitet, verschwinden Wollnashorn und Mammut mehr und mehr von der Bildfläche. Ihre letzten Rückzugsgebiete liegen im Norden, in Sibirien. Irgendwann ist das Mammut auf kleine Inseln in der Beringsee beschränkt, bevor es vor ungefähr 3700 Jahren endgültig ausstirbt.
Klimawandel und der Mensch – beide spielten also ihre Rolle beim Verschwinden des Mammuts: Durch den Klimawandel veränderte sich die Vegetation und Gräser, die Hauptnahrungsquelle der Tiere, verschwanden mehr und mehr. Gleichzeitig drängten jagende Menschen in die Refugien der Mammuts. Was den wolligen Rüsseltieren aber am Ende mehr geschadet hatte – die globale Erwärmung oder der Jäger – ist noch immer nicht im Detail bekannt.
Ein internationales Forscherteam um David Nogues-Bravo vom Staatlichen Wissenschaftsmuseum in Madrid zeigte nun mit einem Modell zunächst, welches Ausmaß die Erwärmung für das Aussterben der Tiere hatte. In einem ersten Schritt setzten sie Mammut-Fossilfunde mit Daten des Klimas zu Lebzeiten der Tiere in Beziehung. Daraus ergab sich die klimatische Nische, in der sich das Mammut am wohlsten fühlt: Gebiete, in denen im Mittel der kälteste Monat eine Temperatur von minus 30 Grad Celsius und der wärmste Monat von 14 Grad Celsius hatte, während es mit 240 Millimeter Niederschlag pro Jahr ziemlich trocken war – Klimabedingungen einer Kältesteppe.
Ungefähr 90 Prozent ihres Verbreitungsgebietes verschwanden somit zwischen 42 000 und 6000 Jahren vor heute – die vorhandenen Ressourcen zum Überleben der Mammuts waren als Folge des globalen Klimageschehens extrem geschrumpft. Das beweist, dass das Klima einen großen Anteil Schuld am Aussterben der Mammuts hatte.
Aber die Zahl der Menschen, die sich im schrumpfenden Lebensraum der Mammuts breitmachten, nahm im Laufe der Eiszeit und in der folgenden Warmzeit immer mehr zu. Die Wissenschaftler berechneten daher für die Zeit von vor 6000 Jahren, wie viele Mammuts die dort lebenden Menschen in einem bestimmten Zeitraum erlegen konnten, ohne dass sie die großen Riesen dadurch auslöschten.
Nach ihren Ergebnissen durfte vor 6000 Jahren im Falle einer gesunden Mammutpopulation jeder im Gebiet lebende Mensch maximal alle drei Jahre ein Tier zur Strecke bringen, im Falle einer schwächelnden Mammutpopulation sogar nur alle 200 Jahre. Die Mammuts konnten dem Jagddruck des Menschen also nicht standhalten und verschwanden. Der Mensch scheint somit doch nicht ganz unschuldig zu sein.
Trotzdem – die geeigneten Lebensräume waren auf Grund der Klimaveränderungen nach der Eiszeit ja immer spärlicher geworden. Ähnlich erging es den Tieren auch während der der Eiszeit vorhergehenden Warmzeit, dem Eem. Damals starben sie aber nicht aus, da der Mensch noch nicht auf der Bildfläche Europas erschienen war. Als das Klima sich für die Mammuts ein zweites Mal verschlechterte, hätten sie eventuell wieder in kleinen Rückzugsgebieten überleben können – wäre da nicht der Mensch gewesen.
Also spielen sowohl Klima als auch Mensch eine Rolle: Der Lebensraum der Mammuts wurde durch die klimatischen Veränderungen so sehr verkleinert, dass der Mensch nur noch das Zünglein an der Waage war, der den Tieren den letzten Todesstoss versetzte.
Denn nun beginnen sich die Gletscher, die weite Teile Nordeuropas und Nordamerikas bedeckten, langsam zurückzuziehen. Natürlich ging das nicht ohne Rückschritte – im Sinne erneuter Eisvorstöße –, ohne Temperaturschwankungen und ohne Vegetationsveränderungen vonstatten.
So kommt es zum Beispiel nach einer relativ kurzen warmen Phase vor 11 000 bis 12 000 Jahren nochmals zu einer Abkühlung, bevor das Eis dann endgültig verschwindet. Es wird langsam wieder warm genug für Bäume. Erste Pioniergehölze wie Birke und Hasel breiten sich in den grasreichen Steppen und Tundren aus. Der alte Lebensraum der Mammuts verändert sich immer mehr, und ihre Futtersuche wird immer mühsamer.
Doch noch ist das nicht nicht das Ende vom Lied. Vor ungefähr 9000 Jahren entwickeln sich in immer höheren Breiten erste lichte Wälder – und dabei sind die Tiere doch eher an offene Landschaften gewöhnt. Die Steppe zieht nordwärts, und mit ihr wandern auch die Mammuts in entlegenere Gebiete.
Schon während der Eiszeit waren die ersten Menschen den Tierherden in die Steppen und Tundren gefolgt. Und sie taten es weiter, auch in den langsam wärmer werdenden Zeiten. Während sich der Homo sapiens dabei immer weiter ausbreitet, verschwinden Wollnashorn und Mammut mehr und mehr von der Bildfläche. Ihre letzten Rückzugsgebiete liegen im Norden, in Sibirien. Irgendwann ist das Mammut auf kleine Inseln in der Beringsee beschränkt, bevor es vor ungefähr 3700 Jahren endgültig ausstirbt.
Klimawandel und der Mensch – beide spielten also ihre Rolle beim Verschwinden des Mammuts: Durch den Klimawandel veränderte sich die Vegetation und Gräser, die Hauptnahrungsquelle der Tiere, verschwanden mehr und mehr. Gleichzeitig drängten jagende Menschen in die Refugien der Mammuts. Was den wolligen Rüsseltieren aber am Ende mehr geschadet hatte – die globale Erwärmung oder der Jäger – ist noch immer nicht im Detail bekannt.
Ein internationales Forscherteam um David Nogues-Bravo vom Staatlichen Wissenschaftsmuseum in Madrid zeigte nun mit einem Modell zunächst, welches Ausmaß die Erwärmung für das Aussterben der Tiere hatte. In einem ersten Schritt setzten sie Mammut-Fossilfunde mit Daten des Klimas zu Lebzeiten der Tiere in Beziehung. Daraus ergab sich die klimatische Nische, in der sich das Mammut am wohlsten fühlt: Gebiete, in denen im Mittel der kälteste Monat eine Temperatur von minus 30 Grad Celsius und der wärmste Monat von 14 Grad Celsius hatte, während es mit 240 Millimeter Niederschlag pro Jahr ziemlich trocken war – Klimabedingungen einer Kältesteppe.
Als nächstes modellierten die Wissenschaftler für unterschiedliche Zeiträume, wie groß der für die Mammuts geeignete Lebensraum war: Während der letzten Eiszeit erweiterte er sich erst einmal um fast acht Millionen Quadratkilometer. Vor 42 000 Jahren begann er langsam kleiner zu werden; und zum Zeitpunkt der größten Eisausdehnung hatte er um fast die Hälfte abgenommen. Vor 6000 Jahren verringerte sich der Lebensraum der Mammuts dann auf knapp eine Million Quadtratkilometer.
Ungefähr 90 Prozent ihres Verbreitungsgebietes verschwanden somit zwischen 42 000 und 6000 Jahren vor heute – die vorhandenen Ressourcen zum Überleben der Mammuts waren als Folge des globalen Klimageschehens extrem geschrumpft. Das beweist, dass das Klima einen großen Anteil Schuld am Aussterben der Mammuts hatte.
Aber die Zahl der Menschen, die sich im schrumpfenden Lebensraum der Mammuts breitmachten, nahm im Laufe der Eiszeit und in der folgenden Warmzeit immer mehr zu. Die Wissenschaftler berechneten daher für die Zeit von vor 6000 Jahren, wie viele Mammuts die dort lebenden Menschen in einem bestimmten Zeitraum erlegen konnten, ohne dass sie die großen Riesen dadurch auslöschten.
Nach ihren Ergebnissen durfte vor 6000 Jahren im Falle einer gesunden Mammutpopulation jeder im Gebiet lebende Mensch maximal alle drei Jahre ein Tier zur Strecke bringen, im Falle einer schwächelnden Mammutpopulation sogar nur alle 200 Jahre. Die Mammuts konnten dem Jagddruck des Menschen also nicht standhalten und verschwanden. Der Mensch scheint somit doch nicht ganz unschuldig zu sein.
Trotzdem – die geeigneten Lebensräume waren auf Grund der Klimaveränderungen nach der Eiszeit ja immer spärlicher geworden. Ähnlich erging es den Tieren auch während der der Eiszeit vorhergehenden Warmzeit, dem Eem. Damals starben sie aber nicht aus, da der Mensch noch nicht auf der Bildfläche Europas erschienen war. Als das Klima sich für die Mammuts ein zweites Mal verschlechterte, hätten sie eventuell wieder in kleinen Rückzugsgebieten überleben können – wäre da nicht der Mensch gewesen.
Also spielen sowohl Klima als auch Mensch eine Rolle: Der Lebensraum der Mammuts wurde durch die klimatischen Veränderungen so sehr verkleinert, dass der Mensch nur noch das Zünglein an der Waage war, der den Tieren den letzten Todesstoss versetzte.
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