News: Zur Sprache kommen
Produziert wird Sprache im so genannten Broca-Areal, das sich in einem tieferliegenden Bereich des Frontallappens auf beiden Seiten des menschlichen Gehirns befindet. Diese Hirnregion setzt sich wiederum aus zwei, in ihrer zellulären Architektur unterschiedlichen Rindenfeldern zusammen, den Brodmann-Arealen. In der linken Hemisphäre der meisten Menschen ist die Region 44 auffällig vergrößert – ein Hinweis darauf, dass jener Hälfte mehr Gewicht bei unserem Sprachvermögen zukommt.
Diese Asymmetrie galt als einzigartig für den Menschen. Doch frühere Studien zur Zellarchitektur und elektrischen Reizen hatten gezeigt, dass viele Affen und Menschenaffen ganz ähnliche Regionen aufweisen müssten. Claudio Cantalupo und William Hopkins vom Yerkes Regional Primate Research Center sahen sich daher die Gehirne unserer nächsten Verwandten, den großen Menschenaffen, genauer an. Mithilfe der Magnetresonanzspektroskopie fertigten sie Aufnahmen von 20 Schimpansen (Pan troglodytes), fünf Bonobos (Pan paniscus) und zwei Gorillas (Gorilla gorilla) an.
Und tatsächlich wurden die Forscher fündig: Auch die Gehirne unseren nächsten Verwandten weisen eine dem Broca-Areal ähnliche Region auf. Und tatsächlich nahm auch hier das Brodmann-Areal 44 in der linken Gehirnhälfte deutlich größere Ausmaße an als in der rechten Hemisphäre. Das Rindenfeld 45 konnten die Forscher hingegen nicht in den Gehirnaufnahmen der Tiere nachweisen.
Die dominante Stellung der linken Gehirnhälfte hinsichtlich der Sprachproduktion ist somit beim Menschen keinesfalls einzigartig, sondern zeichnete sich bereits vor mindestens fünf Millionen Jahren bei unseren Urahnen ab. Doch während der Mensch im Laufe der Zeit sein typisches Kommunikationsmittel immer weiter ausfeilte, sind die großen Menschenaffen nach wie vor nur zu einfachen Lautäußerungen fähig.
Als nächste Herausforderung gilt es nun, die Funktion des Broca-Areals bei unseren Verwandten aufzuklären. Womöglich spielt sie dort eine wichtige Rolle für das Gestikulieren und entwickelte erst später im Verlauf der Evolution seine Bedeutung für Lautäußerungen.
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