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Ozonkiller: Zusätzliche FCKW kommen wohl aus China

Das nahezu totale Verbot von FCKW gilt als einer der großen Erfolge der Umweltpolitik. Doch die Ozonschicht ist wieder in Gefahr, weil kleine, lokale Unternehmen sich nicht ans Verbot halten.
Ein defekter Kühlschrank liegt mit aufgeklappter Tür auf der Seite in der Landschaft herum. Kühlschränke bieten übrigens keinen hinreichenden Schutz gegen Nuklearexplosionen.

Die Ursache für den rätselhaften Überschuss an Ozonkillern in der Atmosphäre, von dem Fachleute im Mai 2018 berichteten, ist wohl gefunden. Nach Recherchen unter anderem der »New York Times« führt die Spur in die chinesische Provinz Shandong an der Küste des Gelben Meeres. Dort, in der Industriestadt Xingfu, nutzen kleine Industriebetriebe das durch das Montreal-Protokoll verbotene CFC-11 als Treibmittel, um Kunststoffe aufzuschäumen und so weiche und harte Schäume aus Polyurethan herzustellen. Auch nach ihrem Verbot traten CFC-11 und andere Ozonkiller weiter aus Schäumen aus, die vor dem Verbot hergestellt wurden. Die so freigesetzten Mengen sind jedoch bekannt und sinken kontinuierlich. Seit 2012 stellten Fachleute jedoch fest, dass die Stoffe langsamer aus der Atmosphäre verschwanden als sich durch Altlasten allein erklären lässt.

Die Ursache des geringeren Rückgangs musste eine neue Quelle sein, und viele Indizien deuteten schnell auf China als wahrscheinliches Herkunftsland. Der größere Anteil des CFC-11 fand sich in der Luft der Nordhalbkugel, und Messdaten zeigten einen Zusammenhang zwischen höheren FCKW-Werten und Spurenstoffzusammensetzungen, die für asiatische Emissionen typisch sind. Nun deuten die Recherchen der Zeitung darauf hin, dass kleine Hersteller in China jahrelang illegal die Ozonkiller für die Schaumherstellung produzierten und einsetzten. Lasche Kontrollen durch den Staat und auch der Umstand, dass die Stoffe günstiger und praktischer sind, haben den Markt aufblühen lassen. Die illegalen Fabriken würden oft schnell an abgelegenen Orten errichtet, seien nicht registriert und würden woanders neu entstehen, sobald die Behörden sie schließen, schreibt die »New York Times«. Zusätzlich sei die illegale Produktion und Verwendung vermutlich enorm weit verbreitet: Allein in Xingfu gebe es 1700 Unternehmen, die Schäume herstellen und verarbeiten.

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