News: Zuwenig Regen zum Forschen
Zusammen mit englischen und niederländischen Forschergruppen gelang es den Jenaer Geographen jetzt, diese Art der Erosion zu simulieren. Maria Riedmayer entwickelte in ihrer Dissertation einen Algorithmus, mit dessen Hilfe Prognosen erstellt werden können, wie stark unter bestimmten Bedingungen die Erosion auf Ackerflächen ist. Daß nun die Tiefenlinien mit modelliert werden, verbessert die Prognosen, "da die Tiefenlinienerosion 80 Prozent des Abtrags ausmachen kann", erläutert der Jenaer Lehrstuhlinhaber für Physische Geographie.
Mit solchen Berechnungen kann man Entscheidungen unterstützen, wie die Bauern ihre Böden nutzen sollten oder ob die Politik Flächen stillegen lassen sollte. "Oft erschweren oder behindern aber die ökonomischen Zwänge manche erosionsmindernde Maßnahme", fügt Mäusbacher hinzu. Generell hält es der Geograph für sinnvoll, steile Abschnitte im Gelände zu begrünen. Ein Beispiel aus der Nähe von Heidelberg zeigte, daß durch die Begrünung solcher Tiefenlinien der Bodenverlust um 50 Prozent verringert werden kann.
Aber noch warnt der Jenaer Wissenschaftler davor, sich all zu sehr auf die Prognosen zu verlassen: "Aufgrund der ungünstigen klimatischen Verhältnisse bei unseren Untersuchungen konnte das Modell erst bei einzelnen Niederschlagsereignissen getestet werden." Für Mäusbacher hat es in den letzten Jahren zuwenig geregnet. Mehr Regen ist aber notwendig, um sicherzustellen, wie exakt die Simulation wirklich ist. Die Natur hält sich aber nicht immer an die Prognosen: Bei starken Regenfällen im Sommer 1997 waren innerhalb von vier Tagen mehr als 130 mm Regen gefallen – eine hohe Erosion wurde erwartet. Die Jenaer Forscher konnten jedoch keinen Bodenaustrag in den Tiefenlinien ihrer Testflächen feststellen. Mäusbachers Mitarbeiter Dirk Strauch vermutet, nachdem er die Niederschlagsdaten aus der Gesamtregion ausgewertet hat, die geringen Intensitäten der Regen als Ursache.
Die Wissenschaft weiß noch nicht genau, wie schnell sich Boden nachbildet. Eine historische Erosionsforschung, wie sie Prof. Mäusbacher plant, könnte Aufschluß über bisherige und damit zukünftige Bodenverluste geben. Doch die Abnahme der nutzbaren Bodenschicht ist nicht die einzige Folge. Schwebstoffe, Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel gelangen mit dem abfließenden Wasser in Bäche und Flüsse und können in diesen Ökosystemen nachhaltige Veränderungen hervorrufen. Nur exakte Daten und verläßliche Prognosen ermöglichen rechtzeitige Gegenmaßnahmen.
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