Beobachtungstipp: Zwei Gasriesen am Abendhimmel
Nach Einbruch der Dunkelheit stehen die Gasplaneten Jupiter und Uranus hoch über dem südöstlichen Horizont. Vor allem Jupiter mit seinem Winkeldurchmesser von rund 50 Bogensekunden ist jetzt ein bevorzugtes Ziel für Planetenbeobachter. Und wer Uranus noch nie gesehen hat, kann ihn jetzt besonders leicht auffinden.
Am 21. September 2010 erreichten Jupiter und Uranus ihre Oppositionsstellung zur Sonne. Dabei befanden sich Sonne, Erde, Jupiter und Uranus nahezu auf einer Linie; die schnellere Erde auf ihrer sonnennäheren Bahn überholte die beiden langsameren sonnenfernen Gasplaneten.
Für Himmelsbeobachter ist die Oppositionsstellung aus zwei Gründen interessant: Zum einen überschreiten die Helligkeitskurven von Jupiter und Uranus dabei ihr Maximum, zum anderen zeigen sich beide Planeten die ganze Nacht über. Weil sich Planeten auf elliptischen Bahnen um die Sonne bewegen, fallen ihre geringsten Abstände von der Erde nicht punktgenau mit der Oppositionsstellung zusammen.
In Erdnähe befanden sich Jupiter und Uranus einen Tag vor der Opposition, am Abend des 20. September 2010 um 23 Uhr MEZ. Jupiters Opposition war am 21. September 2010, gegen 12 Uhr MEZ erreicht, und Uranus stand rund sechs Stunden später, gegen 18 Uhr MEZ, in Opposition. In der Praxis macht eine zeitliche Differenz von einigen Stunden oder mehreren Tagen wegen der äußerst langsamen Bewegung der beiden Planeten am Himmel keinen Unterschied: Jupiter ist mit einer Helligkeit von –2,9 mag im Sternbild Fische nicht zu übersehen und derzeit nach dem Mond das hellste Objekt am Abendhimmel.
Wer Uranus noch nie mit eigenen Augen am Firmament erspähte, dem bietet sich jetzt und in den kommenden Wochen eine besonders gute Gelegenheit: Der helle Jupiter fungiert quasi als Aufsuchhilfe für Uranus, der mit einer Helligkeit von 5,7 mag und sehr nahe bei Jupiter seine Bahn zieht. Das Planetenpaar ist auch deshalb einfach aufzufinden, weil sich das Sternbild Fische aus eher unscheinbaren Sternen mit geringeren Helligkeiten zusammensetzt, so dass beim Aufsuchen der Planeten keine Verwechslungsgefahr besteht.
Der bläulich-grüne Uranus ist zwar immerhin 5,7 mag hell, von Mitteleuropa aus lässt er sich mit bloßem Auge dennoch nur abseits der Lichtglocke von Städten beobachten. Wer unter einem eher lichtverschmutzten Himmel in Stadtnähe auf die Planetenpirsch geht, benötigt ein Fernglas. Mit einem knappen Grad Abstand stehen sich beide Planeten so nahe, dass sie in jedem Fall im selben Gesichtsfeld eines Feldstechers sichtbar sind.
Wer mehr von Uranus sehen möchte, blickt durch ein Teleskop. Ab einer mittleren Vergrößerung von etwa 60- bis 100-fach erscheint Uranus als kleines Scheibchen; seine bläulich-grüne Färbung ist dann deutlich zu erkennen. Um Details seiner Oberfläche zu sehen, muss es schon ein großes Teleskop sein.
Auch die fünf größten Monde des Uranus – Miranda, Ariel, Umbriel, Titania und Oberon – sind visuell nicht auszumachen. Zumindest die beiden größten der Hauptmonde Titania und Oberon, die der deutsch-englische Astronom Friedrich Wilhelm Herschel (1738 – 1822) im Jahr 1787 visuell entdeckte, liegen aber mit ihrer Helligkeit von rund 14 mag fotografisch in der Reichweite eines mittelgroßen Teleskops ab etwa ab 10 Zoll Öffnung.
Trotz seiner Helligkeit war Uranus bis zum Mittelalter unbekannt. Herschel entdeckte ihn 1781 eher zufällig mit seinem 6-Zoll-Spiegelteleskop, und nicht, wie oft zu lesen ist, mit einem seiner beiden großen Teleskope, die er erst später in Betrieb nahm: Sein 18,7-Zoll-Spiegelteleskop war im Jahr 1783 fertig gestellt, sein berühmtes und aus vielen Abbildungen bekanntes 48-Zoll-Spiegelteleskop sechs Jahre später.
Zur Einordnung der Größenverhältnisse im Sonnensystem ist es interessant, sich die räumlichen Distanzen zu Jupiter und Uranus zu verdeutlichen: Während der Gasriese Jupiter derzeit 3,9540 AE von uns entfernt ist, so beträgt der Abstand zu Uranus mit 19,0883 AE mehr als das 4,8-Fache der Distanz Erde-Jupiter. Dabei ist 1 AE (Astronomische Einheit) der Abstand Erde-Sonne von 149,6 Millionen Kilometern). Diese Distanzen vergrößern sich nun wieder, aber noch bis in den Dezember hinein lassen sich beide Planeten zur Kulminationszeit am Abendhimmel beobachten.
Wer sich ein Bild von der Parade der Riesenplaneten im Jahr 2010 machen möchte, dem sei die kommende Ausgabe der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" empfohlen. Im November-Heft präsentiert ein niederländischer Amateurastronom seine aktuellen Aufnahmen der Gasplaneten Jupiter, Saturn und Uranus und beschreibt seine Erfahrungen in der Planetenfotografie mit einer digitalen Kamera an einem 10-Zoll-Newton-Teleskop. Und über alle wichtigen Himmelsereignisse des kommenden Jahres informiert Sie "Ahnerts Astronomisches Jahrbuch 2011" mit ausführlichen Monatsübersichten.
Stefan Oldenburg
Am 21. September 2010 erreichten Jupiter und Uranus ihre Oppositionsstellung zur Sonne. Dabei befanden sich Sonne, Erde, Jupiter und Uranus nahezu auf einer Linie; die schnellere Erde auf ihrer sonnennäheren Bahn überholte die beiden langsameren sonnenfernen Gasplaneten.
Für Himmelsbeobachter ist die Oppositionsstellung aus zwei Gründen interessant: Zum einen überschreiten die Helligkeitskurven von Jupiter und Uranus dabei ihr Maximum, zum anderen zeigen sich beide Planeten die ganze Nacht über. Weil sich Planeten auf elliptischen Bahnen um die Sonne bewegen, fallen ihre geringsten Abstände von der Erde nicht punktgenau mit der Oppositionsstellung zusammen.
In Erdnähe befanden sich Jupiter und Uranus einen Tag vor der Opposition, am Abend des 20. September 2010 um 23 Uhr MEZ. Jupiters Opposition war am 21. September 2010, gegen 12 Uhr MEZ erreicht, und Uranus stand rund sechs Stunden später, gegen 18 Uhr MEZ, in Opposition. In der Praxis macht eine zeitliche Differenz von einigen Stunden oder mehreren Tagen wegen der äußerst langsamen Bewegung der beiden Planeten am Himmel keinen Unterschied: Jupiter ist mit einer Helligkeit von –2,9 mag im Sternbild Fische nicht zu übersehen und derzeit nach dem Mond das hellste Objekt am Abendhimmel.
Wer Uranus noch nie mit eigenen Augen am Firmament erspähte, dem bietet sich jetzt und in den kommenden Wochen eine besonders gute Gelegenheit: Der helle Jupiter fungiert quasi als Aufsuchhilfe für Uranus, der mit einer Helligkeit von 5,7 mag und sehr nahe bei Jupiter seine Bahn zieht. Das Planetenpaar ist auch deshalb einfach aufzufinden, weil sich das Sternbild Fische aus eher unscheinbaren Sternen mit geringeren Helligkeiten zusammensetzt, so dass beim Aufsuchen der Planeten keine Verwechslungsgefahr besteht.
Der bläulich-grüne Uranus ist zwar immerhin 5,7 mag hell, von Mitteleuropa aus lässt er sich mit bloßem Auge dennoch nur abseits der Lichtglocke von Städten beobachten. Wer unter einem eher lichtverschmutzten Himmel in Stadtnähe auf die Planetenpirsch geht, benötigt ein Fernglas. Mit einem knappen Grad Abstand stehen sich beide Planeten so nahe, dass sie in jedem Fall im selben Gesichtsfeld eines Feldstechers sichtbar sind.
Wer mehr von Uranus sehen möchte, blickt durch ein Teleskop. Ab einer mittleren Vergrößerung von etwa 60- bis 100-fach erscheint Uranus als kleines Scheibchen; seine bläulich-grüne Färbung ist dann deutlich zu erkennen. Um Details seiner Oberfläche zu sehen, muss es schon ein großes Teleskop sein.
Auch die fünf größten Monde des Uranus – Miranda, Ariel, Umbriel, Titania und Oberon – sind visuell nicht auszumachen. Zumindest die beiden größten der Hauptmonde Titania und Oberon, die der deutsch-englische Astronom Friedrich Wilhelm Herschel (1738 – 1822) im Jahr 1787 visuell entdeckte, liegen aber mit ihrer Helligkeit von rund 14 mag fotografisch in der Reichweite eines mittelgroßen Teleskops ab etwa ab 10 Zoll Öffnung.
Trotz seiner Helligkeit war Uranus bis zum Mittelalter unbekannt. Herschel entdeckte ihn 1781 eher zufällig mit seinem 6-Zoll-Spiegelteleskop, und nicht, wie oft zu lesen ist, mit einem seiner beiden großen Teleskope, die er erst später in Betrieb nahm: Sein 18,7-Zoll-Spiegelteleskop war im Jahr 1783 fertig gestellt, sein berühmtes und aus vielen Abbildungen bekanntes 48-Zoll-Spiegelteleskop sechs Jahre später.
Zur Einordnung der Größenverhältnisse im Sonnensystem ist es interessant, sich die räumlichen Distanzen zu Jupiter und Uranus zu verdeutlichen: Während der Gasriese Jupiter derzeit 3,9540 AE von uns entfernt ist, so beträgt der Abstand zu Uranus mit 19,0883 AE mehr als das 4,8-Fache der Distanz Erde-Jupiter. Dabei ist 1 AE (Astronomische Einheit) der Abstand Erde-Sonne von 149,6 Millionen Kilometern). Diese Distanzen vergrößern sich nun wieder, aber noch bis in den Dezember hinein lassen sich beide Planeten zur Kulminationszeit am Abendhimmel beobachten.
Wer sich ein Bild von der Parade der Riesenplaneten im Jahr 2010 machen möchte, dem sei die kommende Ausgabe der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" empfohlen. Im November-Heft präsentiert ein niederländischer Amateurastronom seine aktuellen Aufnahmen der Gasplaneten Jupiter, Saturn und Uranus und beschreibt seine Erfahrungen in der Planetenfotografie mit einer digitalen Kamera an einem 10-Zoll-Newton-Teleskop. Und über alle wichtigen Himmelsereignisse des kommenden Jahres informiert Sie "Ahnerts Astronomisches Jahrbuch 2011" mit ausführlichen Monatsübersichten.
Stefan Oldenburg
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