Domestikation: Zwei Genabschnitte zähmen wilde Ratten
Forscher sind den Erbanlagen für verträgliche Sanftmütigkeit auf der Spur – vorerst allerdings zunächst bei gezielt gezüchteten Ratten. Durch Genanalysen einer seit vielen Generationen auf Friedfertigkeit und Toleranz gegenüber Menschen selektionierten Nagerlinie konnten die Wissenschaftler um Frank Albert vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig verschiedene Bereiche der DNA eingrenzen, die womöglich auch im Zuge der Domestizierung verschiedener Haustiere eine Rolle gespielt haben.
Die Forscher profitierten von einem seit 1972 laufenden Langzeitexperiment in Sibirien. Dort hatten Wissenschaftler eine Population wild lebender Ratten gefangen und daraus über mehr als 60 Nagergenerationen hinweg zwei getrennte Zuchtlinien entwickelt: Ein Stamm enthielt nur friedliche, ein zweiter aggressive Ratten. Die Nachkommen der Linien verhalten sich grundsätzlich unterschiedlich gegenüber Menschen: Angehörige des friedlichen Rattenstamms tolerieren zum Beispiel auch direkten Hautkontakt stets problemlos, der zweite reagiert aggressiv mit Protestgequieke, flüchtet oder beißt das Laborpersonal. Albert und Kollegen kreuzten nun beide Stämme, analysierten rund 200 verdächtige Genabschnitte von über 700 Mischlingen und korrelierten die Sequenzdaten dann mit 45 verschiedene Verhaltensstereotypen der einzelnen Tiere.
Wie sich dabei zeigte, scheint die genetische Basis für aggressives oder zahmes Verhalten besonders auf zwei längeren Abschnitten im Genom zu liegen. Diese Loci überlappen unter anderem mit Genbereichen, die einerseits die Größe der Adrenalin produzierenden Drüse festlegen und andererseits das individuelle Furchtverhalten beeinflussen.
Die Wissenschaftler hoffen nun, dass ein ähnlicher Zusammenhang auch in den Genen von verschiedenen domestizierten Tieren vorliegt. Bislang ist umstritten, welche Erbgutfaktoren sich typischerweise verändern müssen, damit aus Wildtieren zahme Haustiere werden. Die Studie solle am Ende dazu beitragen, "die genetischen und biologischen Grundlagen der Zahmheit im Detail zu verstehen", hofft Alberts. (jo)
Die Forscher profitierten von einem seit 1972 laufenden Langzeitexperiment in Sibirien. Dort hatten Wissenschaftler eine Population wild lebender Ratten gefangen und daraus über mehr als 60 Nagergenerationen hinweg zwei getrennte Zuchtlinien entwickelt: Ein Stamm enthielt nur friedliche, ein zweiter aggressive Ratten. Die Nachkommen der Linien verhalten sich grundsätzlich unterschiedlich gegenüber Menschen: Angehörige des friedlichen Rattenstamms tolerieren zum Beispiel auch direkten Hautkontakt stets problemlos, der zweite reagiert aggressiv mit Protestgequieke, flüchtet oder beißt das Laborpersonal. Albert und Kollegen kreuzten nun beide Stämme, analysierten rund 200 verdächtige Genabschnitte von über 700 Mischlingen und korrelierten die Sequenzdaten dann mit 45 verschiedene Verhaltensstereotypen der einzelnen Tiere.
Wie sich dabei zeigte, scheint die genetische Basis für aggressives oder zahmes Verhalten besonders auf zwei längeren Abschnitten im Genom zu liegen. Diese Loci überlappen unter anderem mit Genbereichen, die einerseits die Größe der Adrenalin produzierenden Drüse festlegen und andererseits das individuelle Furchtverhalten beeinflussen.
Die Wissenschaftler hoffen nun, dass ein ähnlicher Zusammenhang auch in den Genen von verschiedenen domestizierten Tieren vorliegt. Bislang ist umstritten, welche Erbgutfaktoren sich typischerweise verändern müssen, damit aus Wildtieren zahme Haustiere werden. Die Studie solle am Ende dazu beitragen, "die genetischen und biologischen Grundlagen der Zahmheit im Detail zu verstehen", hofft Alberts. (jo)
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