Beobachtungstipp: Zwei Kugelsternhaufen auf einen Blick
Im Sternbild Schlangenträger (lateinisch: Ophiuchus) finden wir zwei Kugelsternhaufen: Messier 10 und Messier 12, die mit einem Winkelabstand von nur etwas mehr als drei Grad beide Platz im Blickfeld eines Fernglases haben. Die Nähe der beiden Objekte am Himmel ist keine Illusion, denn die Sternennester sind auch Nachbarn in Raum und Zeit. Messier 10 ist rund 14 000, Messier 12 rund 16 000 Lichtjahre von uns entfernt – beide Haufen bewegen sich auf ähnlichen Bahnen um das Zentrum unseres Milchstraßensystems und gehören zu den ältesten Objekten ihrer Art. Sie entstanden vor 11 bis 14 Milliarden Jahren, als unsere Galaxis noch nicht ihre heutige scheibenförmige Gestalt mit einer zentralen Verdickung angenommen hatte, sondern eine eher kugelförmige Materieverdichtung war.
Im Fernglas erscheinen Messier 10 und Messier 12 als diffuse Nebelbälle mit scheinbaren Helligkeiten von 6 bis 7 mag. Unter einem dunklen Himmel werden ihre lichtschwachen Außenbereiche besser sichtbar; visuell haben die beiden Objekte dann Durchmesser von bis zu zehn Bogenminuten. Die Umgebung der beiden Haufen, das Sternbild Schlangenträger, weist nur wenige helle Sterne auf, die beim Aufsuchen als Anhaltspunkte dienen könnten (siehe »Deep-Sky-Objekte für helle Nächte«). Am besten orientieren Sie sich an dem 2,7 mag hellen Stern Delta Ophiuchi (δ Oph) und seinem südöstlichen Nachbarn, dem 3,2 mag hellen Epsilon Ophiuchi (ε Oph). Von hier aus schwenken Sie etwa sieben Grad nach Osten – dies entspricht bei gängigen Ferngläsern etwa einem Bildfelddurchmesser.
Messier 12 steht 3,3 Grad nordwestlich von Messier 10. Im Fernglas lassen sich die beiden Kugelsternhaufen, Seite an Seite gesehen, nun sehr genau vergleichen. Hierbei werden Sie bemerken, dass bei aller Ähnlichkeit Messier 10 doch etwas heller als Messier 10 ist. Zudem ist Messier 10 auch der massereichere von beiden. Zwar haben beide Haufen Durchmesser von etwa 80 Lichtjahren, aber Messier 10 beherbergt innerhalb seines Raumvolumens etwa 225 000 Sonnenmassen, während es sein nordwestlicher Kollege nur auf rund 90 000 Sonnenmassen bringt.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
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