Direkt zum Inhalt

Zwischen Krokodilen hindurch: Löwenbrüder schwimmen Rekordstrecke für Sex

Die Löwenbrüder Tibu und Jacob schwammen anderthalb Kilometer durch ein gefährliches Gewässer. Es ist die längste jemals dokumentierte Schwimmstrecke bei Löwen. Aber sie haben Gründe.
Zwei Löwen liegen gemeinsam im Gras.
Die etwa zehn Jahre alten Brüder Jacob und Tibu.

Eine bemerkenswerte Bestmarke stellten zwei Löwenmännchen auf, die Anfang Februar den mehr als einen Kilometer breiten Kazinga-Kanal in Uganda durchschwammen. Ein Team um Alexander Braczkowski von der Griffith University in Australien filmte die beiden Brüder, Tibu und Jacob, mit Hilfe einer Infrarotkamera an einer Drohne, wie sie den natürlichen Wasserweg erfolgreich durchquerten. In ihrer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift »Ecology and Evolution« schätzen die Fachleute, dass die beiden Tiere bis zu 1,5 Kilometer durch das von Krokodilen und Nilpferden bevölkerte Gewässer schwammen – ein einsamer, lebensgefährlicher Rekord.

Hinter der Durchquerung des Kanals vermuten die Fachleute ein verbreitetes Motiv: Sex. Vermutlich seien die Brüder auf der Suche nach Weibchen auf die andere Seite geschwommen. Sie hätten zuvor einen Kampf gegen andere Löwen um die Gunst einer potenziellen Partnerin verloren, und Weibchen seien in der Region rar und heftig umkämpft. Bisher dokumentierte Schwimmtouren von Löwen erstrecken sich über maximal etwa 100 Meter, und das aus gutem Grund: Immer wieder fallen die Großkatzen dabei Krokodilen zum Opfer. Auch Tibu und Jacob gingen mit ihrer Schwimmtour ein immenses Risiko ein. Im ersten Versuch, den Kanal zu durchschwimmen, begann sie ein anderes Tier – womöglich ein Krokodil – zu verfolgen. Erst beim zweiten Versuch schafften sie die ganze Strecke. Die beiden etwa zehn Jahre alten Löwen sind allerdings Gefahr gewohnt.

© Luke Ochse
Löwen auf großer Fahrt
Im zweiten Versuch gelang es den beiden Löwen, das gefährliche Gewässer zu durchqueren.

Besonders Jacob ist legendär dafür, immer wieder dramatische Situationen überlebt zu haben. Seine Familie sei von Wilderern vergiftet worden, berichten Braczkowski, ein Schwarzbüffel habe ihn auf die Hörner genommen, er sei in eine Schlingenfalle geraten und habe schließlich ein Bein durch ein von Wilderern ausgelegtes Fangeisen verloren. Das erklärt wohl auch, weshalb die Löwenbrüder lieber die gefährliche Schwimmtour machten, als die Alternative zu nutzen: eine Brücke, in deren Nähe sich aber potenziell todbringende Menschen aufhalten. Dass die beiden Tiere überhaupt so lange überlebt hatten, sei angesichts des menschlichen Drucks und der verbreiteten Wilderei im Park eine echte Leistung, sagt Braczkowski laut einer Pressemitteilung seiner Universität. Der Löwenbestand habe sich in den letzten fünf Jahren halbiert.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.