News: Zwei synchronisierte Halunken
Wenn Sie ins Kino gehen, was passiert in Ihrem Kopf? Und was passiert in dem Kopf Ihres Nachbarn? Dasselbe? Clint Eastwood soll die Antwort liefern.
"Es gibt nur zwei Arten von Menschen: Die einen haben einen geladenen Revolver und die anderen – buddeln." Das Weltbild des "Blonden" – meisterhaft personifiziert von Clint Eastwood – ist einfach und überschaubar. Doch nicht jeder Zuschauer von Sergio Leones Westernepos Il Buono, il brutto, il cattivo (das deutsche Kinogänger als "Zwei glorreiche Halunken" kennen) wird diese schlichte Moral des Revolverhelden teilen. Mancher wird schockiert, ein anderer eher amüsiert und ein dritter nur gelangweilt die Abenteuer des glorreichen Halunken auf der Kinoleinwand verfolgen. Schließlich nimmt jeder von uns die Welt anders wahr.
Doch was geht wirklich in dem Kopf meines Nachbarn vor? Was Kinozuschauern verschlossen bleibt – nämlich in den Kopf eines Menschen zu schauen – stellt für Neurobiologen wie Uri Hasson nur ein kleines Problem da. Gibt es doch bildgebende Verfahren, wie die funktionelle Kernspinresonanztomographie (fMRI), mit der sich Hirnaktivitäten verfolgen lassen.
Hasson hatte es gestört, dass die zahlreichen fMRI-Untersuchungen, die bisher durchgeführt worden sind, nur wenig mit der Realität zu tun haben: Die Versuchspersonen, deren graue Zellen unter Beobachtung standen, mussten meist klar definierte Aufgaben bewältigen oder wurden mit einfachen Bildern konfrontiert. Im täglichen Leben strömt jedoch eine Flut von Sinneseindrücken auf das Gehirn ein, die es gilt, sinnvoll zu verarbeiten.
Statt einfacher Reize führten Hasson und seine Kollegen vom israelischen Weizmann Institute of Science ihren Testkandidaten die komplexe Welt einer 30-minütigen Filmsequenz aus Sergio Leones "Zwei glorreiche Halunken" vor. Während die Probanden Clint Eastwood gefesselt verfolgten, wurden ihre Hirnaktivitäten per fMRI registriert.
Und das Ergebnis: Clint Eastwood löste bei den Zuschauern erstaunlich deckungsgleiche Aktivitäten hervor. Fast 30 Prozent von der gesamten Großhirnoberfläche arbeiteten bei allen Zuschauern synchron.
Dabei konnten die Neurobiologen typische Muster herausfiltern: Tauchten im Film die Antlitze von Clint Eastwood, Eli Wallach oder Lee Van Cleef auf, dann rührte sich bei allen Zuschauern in ähnlicher Weise der Gyrus fusiformis – eine Großhirnwindung, die bei der Gesichtererkennung eine wichtige Rolle spielt.
Spielten die Szenen im Saloon oder auf der Straße, dann wurde der Sulcus collateralis aktiv. Von dieser Hirnfurche war bereits durch frühere fMRI-Tests bekannt, dass hier Bilder von Gebäuden verarbeitet werden.
Eine weitere Hirnregion, der Sulcus postcentralis, regte sich ebenfalls bei den Zuschauern synchron. Als die Forscher daraufhin die entsprechenden Filmszenen analysierten, stießen sie auf auffällige Parallelen: Der Kinoheld lud seinen Revolver, drehte sich eine Zigarette oder schenkte sich ein Glas Whisky ein – alles Tätigkeiten, bei der die Feinmotorik gefragt ist.
Die Gehirne zweier Kinozuschauer antworteten demnach stereotyp auf das komplexe Muster der wahrgenommenen Bilder und Geräusche. Die Synchronisation ging sogar so weit, dass die Wissenschaftler anhand des Aktivitätsmusters erkennen konnten, welche Szene der Zuschauer gerade sah. Insbesondere dramatische Revolverduelle oder überraschende Wendungen in der Handlung manifestierten sich in vorhersehbarer Weise im Gehirn.
Für nicht minder wichtig – wenn nicht noch wichtiger – halten die Forscher jedoch ihre zweite Erkenntnis: Die Synchronisation war nicht komplett. Während einige Hirnregionen bei allen gleich arbeiteten, reagierten weite Bereiche individuell vollkommen unterschiedlich. Beruhigt stellt der Psychologe Luiz Pessoa von der Brown University fest: "Es gibt also immer noch genügend Hirn für Sie und mich, um die 'Zwei glorreichen Halunken' auf einzigartige Weise zu erleben."
Doch was geht wirklich in dem Kopf meines Nachbarn vor? Was Kinozuschauern verschlossen bleibt – nämlich in den Kopf eines Menschen zu schauen – stellt für Neurobiologen wie Uri Hasson nur ein kleines Problem da. Gibt es doch bildgebende Verfahren, wie die funktionelle Kernspinresonanztomographie (fMRI), mit der sich Hirnaktivitäten verfolgen lassen.
Hasson hatte es gestört, dass die zahlreichen fMRI-Untersuchungen, die bisher durchgeführt worden sind, nur wenig mit der Realität zu tun haben: Die Versuchspersonen, deren graue Zellen unter Beobachtung standen, mussten meist klar definierte Aufgaben bewältigen oder wurden mit einfachen Bildern konfrontiert. Im täglichen Leben strömt jedoch eine Flut von Sinneseindrücken auf das Gehirn ein, die es gilt, sinnvoll zu verarbeiten.
Statt einfacher Reize führten Hasson und seine Kollegen vom israelischen Weizmann Institute of Science ihren Testkandidaten die komplexe Welt einer 30-minütigen Filmsequenz aus Sergio Leones "Zwei glorreiche Halunken" vor. Während die Probanden Clint Eastwood gefesselt verfolgten, wurden ihre Hirnaktivitäten per fMRI registriert.
Und das Ergebnis: Clint Eastwood löste bei den Zuschauern erstaunlich deckungsgleiche Aktivitäten hervor. Fast 30 Prozent von der gesamten Großhirnoberfläche arbeiteten bei allen Zuschauern synchron.
Dabei konnten die Neurobiologen typische Muster herausfiltern: Tauchten im Film die Antlitze von Clint Eastwood, Eli Wallach oder Lee Van Cleef auf, dann rührte sich bei allen Zuschauern in ähnlicher Weise der Gyrus fusiformis – eine Großhirnwindung, die bei der Gesichtererkennung eine wichtige Rolle spielt.
Spielten die Szenen im Saloon oder auf der Straße, dann wurde der Sulcus collateralis aktiv. Von dieser Hirnfurche war bereits durch frühere fMRI-Tests bekannt, dass hier Bilder von Gebäuden verarbeitet werden.
Eine weitere Hirnregion, der Sulcus postcentralis, regte sich ebenfalls bei den Zuschauern synchron. Als die Forscher daraufhin die entsprechenden Filmszenen analysierten, stießen sie auf auffällige Parallelen: Der Kinoheld lud seinen Revolver, drehte sich eine Zigarette oder schenkte sich ein Glas Whisky ein – alles Tätigkeiten, bei der die Feinmotorik gefragt ist.
Die Gehirne zweier Kinozuschauer antworteten demnach stereotyp auf das komplexe Muster der wahrgenommenen Bilder und Geräusche. Die Synchronisation ging sogar so weit, dass die Wissenschaftler anhand des Aktivitätsmusters erkennen konnten, welche Szene der Zuschauer gerade sah. Insbesondere dramatische Revolverduelle oder überraschende Wendungen in der Handlung manifestierten sich in vorhersehbarer Weise im Gehirn.
Für nicht minder wichtig – wenn nicht noch wichtiger – halten die Forscher jedoch ihre zweite Erkenntnis: Die Synchronisation war nicht komplett. Während einige Hirnregionen bei allen gleich arbeiteten, reagierten weite Bereiche individuell vollkommen unterschiedlich. Beruhigt stellt der Psychologe Luiz Pessoa von der Brown University fest: "Es gibt also immer noch genügend Hirn für Sie und mich, um die 'Zwei glorreichen Halunken' auf einzigartige Weise zu erleben."
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