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Verhaltensneurobiologie: Zweisprachige Vogelchefs

Was die Gruppenhierarchie betrifft, wird bei Mahaliwebern nicht lange gefackelt. Hat ein Männchen einmal die Führungsrolle übernommen, bleibt es für den Rest seines Lebens unangefochtener Chef der Singvögelkolonie. Als Folge der gehobenen Stellung wachsen ihm die Hoden, bis sie etwa dreimal so groß wie bei seinen männlichen Untergebenen sind. Zugleich ändert sich der Gesang: Während die rangniederen Vögel nur im Duett oder im Chor zwitschern, gibt das Oberhaupt während der Brutzeit ein tägliches Solo bei Sonnenaufgang.

Wie Forscher um Cornelia Voigt vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen jetzt ermittelt haben, schlägt sich die neue Rolle auch in veränderten Hirnstrukturen nieder. So sind die beiden Areale, die das Erlernen und Produzieren von Gesang steuern, bei den Alpha-Männchen um dreißig Prozent vergrößert. Offenbar geht mit der Änderung des sozialen Ranges und den resultierenden Verhaltensänderungen eine Umorganisation der entsprechenden Gehirngebiete einher.

Wie das im Einzelnen geschieht, ist noch nicht geklärt. Fest steht aber, dass der Aufstieg zum dominanten Männchen für die Tiere eine echte Herausforderung bedeutet – vergleichbar mit dem Erwerb einer Zweitsprache müssen sie zusätzlich zum normalen Gesang ein weiteres, gänzlich anderes Silbenrepertoire erlernen, um bei Sonnenaufgang bestehen zu können.

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