Hirnforschung: Zweisprachigkeit stärkt Faserverbindungen im Gehirn
Dass es vielerlei Vorteile mit sich bringt, mit mehr als einer Muttersprache aufzuwachsen, haben inzwischen zahlreiche Studien nahegelegt. Doch auch wer in fortgeschrittenerem Alter, zum Beispiel in der Schule, eine andere Sprache lernt, kann offenbar davon profitieren. Zumindest, wenn er das fremde Idiom regelmäßig im Alltag benutzt.
Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Christos Pliatsikas von der University of Kent mit Hilfe einer Hirnscannerstudie. Die Wissenschaftler haben dazu 20 Menschen untersucht, die in jungen Jahren Englisch gelernt hatten und mindestens 13 Monate in Großbritannien verbracht hatten. Die Faserverbindungen in ihrem Gehirn, die durch die langen Fortsätze von Nervenzellen gebildet werden und zur Kommunikation der Hirnareale untereinander dienen, waren auf eine effektivere Signalweitergabe ausgelegt, zeigten die Messungen. Damit unterschieden sich die Probanden von gleichaltrigen Personen ohne Zweitsprache und ähnelten hingegen Menschen, die als Kleinkind eine zweite Sprache erlernt haben.
Ob sich für die "späten Bilingualen" in der Studie von Pliatsikas und Kollegen auch kognitive Vorteile ergeben, ist noch offen – gilt aber als wahrscheinlich: Die hirnanatomischen Auswirkungen der Mehrsprachigkeit, also "effektivere" Faserverbindungen und verdickte graue Substanz in manchen Großhirnrindenarealen, helfen beispielsweise dabei, zwischen parallelen Aufgaben schnell umzuschalten. Außerdem könnten sie sogar das alternde Gehirn vor Abbau und Verfall bewahren.
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