Weltraumschrott: Zweite Stufe einer Falcon 9 verglüht über Norddeutschland

Update, 20. Februar 2025, 6 Uhr: Im Lauf des 19. Februar wurden Funde von Raketenteilen im polnischen Posen, dem heutigen Poznan, gemeldet. Darunter befand sich unter anderem ein Drucktank.
Mal wieder Weltraumschrott, mal wieder SpaceX: Am frühen Morgen des 19. Februar 2025 gegen 4:45 Uhr sind Menschen von leuchtenden Punkten mit langem Schweif am Nachthimmel aufgeschreckt worden. Offenbar war über dem Norden Deutschlands eine ausgediente zweite Stufe einer Falcon-9-Rakete in die Erdatmosphäre eingetreten und hatte für die spektakuläre Leuchterscheinung gesorgt. Die Raketenstufe stürzte mit etwa acht Kilometern pro Sekunde in Richtung Erde und wurde durch die Reibung an den Luftmolekülen in einer Höhe von 80 bis 100 Kilometern stark abgebremst. Sie glühte dabei durch die Reibungshitze grell auf und brach in viele Dutzend Bruchstücke auseinander. Diese zogen dann eigene Leuchtspuren über den Himmel. Noch ist nicht bekannt, ob irgendwelche Trümmerstücke den Erdboden erreicht haben, denkbar wären zum Beispiel Teile des Raketenmotors, der ja prinzipiell hohe Temperaturen aushalten muss.
Die zweite Stufe ist der einzige Teil einer Falcon-9-Rakete, der nicht wiederverwendet werden kann. Dagegen wird die erheblich größere und teurere erste Stufe wieder kontrolliert zur Erde zurückgeführt, und auch die Nutzlastschutzhülle, das Fairing, wird geborgen. Die zweite Stufe verglüht dagegen unkontrolliert. Das Exemplar, das über Deutschland sein Ende fand, stammt vom Start einer Gruppe von 40 Starlink-Satelliten, die am 2. Februar 2025 um 0:02 Uhr unserer Zeit von der Vandenberg Space Force Base nördlich von Los Angeles in Kalifornien losgeschickt wurde. Eigentlich soll die zweite Stufe einer Falcon 9 nach dem Absetzen der Nutzlast mit dem restlichen Treibstoff an Bord ein Abbremsmanöver durchführen, um kontrolliert über dem Ozean zu verglühen. Beim Start am 2. Februar funktionierte das Manöver aus unbekannten Gründen nicht, so dass es zu einem unkontrollierten Absturz über Norddeutschland und Polen kam.
Dass es sich bei der Leuchterscheinung vom 19. Februar nicht um den Eintritt eines natürlichen Objekts handelt, lässt sich anhand der relativ geringen Geschwindigkeit erkennen, mit der die leuchtenden Trümmer über den Himmel zogen. Während der Eintritt von Meteoroiden oder Mini-Asteroiden nur Bruchteile einer Sekunde dauert, vergingen hier mehrere dutzend Sekunden. Solche Beobachtungen werden in Zukunft auch von Deutschland aus immer häufiger zu sehen sein; zuletzt war am 28. August 2024 das Verglühen eines Starlink-Satelliten zu sehen.
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