Astronomie: Zweiter interstellarer Besucher nimmt Konturen an
Vor zwei Jahren sorgte ein unangekündigter Besucher für großes Aufsehen: Der Himmelskörper 'Oumuamua kam aus dem »interstellaren« Raum zwischen den Sternen, kurvte einmal um unsere Sonne und verschwand anschließend wieder in der Dunkelheit außerhalb unseres Sonnensystems – leider bevor Astronomen aussagekräftige Bilder des Flitzers machen konnten.
Die unvollständigen Daten von Teleskopen stifteten jedoch einige Verwirrung: Die Helligkeit von 'Oumuamua schwankte stark, was Forscher über einen zigarrenförmigen, durch den Raum taumelnden Himmelskörper spekulieren ließ. Auch zog 'Oumuamua keinen nachweisbaren Schweif hinter sich her. Es schien sich also nicht um einen klassischen Kometen zu handeln, sondern eher um einen sonderbar geformten Asteroiden.
Seitdem rätseln Wissenschaftler, ob vielleicht alle Objekte, die die weite Reise von Stern zu Stern auf sich nehmen, so aussehen. Aufnahmen des zweiten bekannten interstellaren Besuchers lassen diese Interpretation nun sehr fraglich erscheinen: Bei 2I/Borisov, der am 30. August 2019 von einem russischen Hobbyastronomen entdeckt wurde, scheint es sich um einen ganz gewöhnlichen Kometen zu handeln, berichtet ein Forscherteam um Piotr Guzik von der Jagiellonen-Universität in Krakau in »Nature Astronomy«.
Die Gruppe hat den Eindringling im September mit einem der Gemini-Teleskope auf Hawaii und dem William-Herschel-Teleskop auf La Palma in Augenschein genommen. Demnach ist 2I/Borisov ein etwa zwei Kilometer großer Brocken, der einen sichtbaren Schweif hinter sich herzieht. Wenn man von seiner ungewöhnlichen Bahn absehe, sei der Himmelskörper praktisch ununterscheidbar von Kometen aus dem Sonnensystem, schreiben die Forscher.
2I/Borisov reist aktuell mit beachtlichen 32 Kilometern in der Sekunde durch unser Sonnensystem. Seinen sonnennächsten Punkt soll er am 8. Dezember 2019 erreichen, dann wird er etwa doppelt so weit von der Sonne entfernt sein wie die Erde. Unserem Planeten kommt er am 28. Dezember am nächsten. Astronomen werden den Himmelskörper also noch intensiv beobachten können. Vielleicht zeigen sich dabei ja doch noch Abweichungen von den Kometen unserer kosmischen Heimat.
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