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News: Zweiter Merkurvorbeiflug von Messenger ein voller Erfolg

Bei ihrem zweiten dichten Vorbeiflug am sonnennächsten Planeten Merkur am 6. Oktober 2008 gelangen der US-Raumsonde rund 1300 Aufnahmen der kraterreichen Oberfläche. Mit diesem neuen Bildsatz erhöht sich die fotografische Abdeckung der Merkuroberfläche auf rund 90 Prozent.
Merkur kurz nach dem zweiten Vorbeiflug von Messenger
Noch Anfang dieses Jahres waren nur rund 45 Prozent der Merkuroberfläche im Detail bekannt, die Bilddaten stammten aus den Jahren 1974 und 1975 und wurden von der US-Raumsonde Mariner 10 übermittelt. Im Januar 2008 flog die Raumsonde Messenger zum ersten Mal an Merkur vorbei, wobei sie sich bis auf 200 Kilometer der kraterzerfurchten Oberfläche annäherte (wir berichteten). Sie nahm bei dieser Gelegenheit rund 1200 Bilder auf und bestätigte die Natur des schwachen Merkurmagnetfelds als Dipolfeld.

Bei diesem ersten Vorbeiflug nach 33 Jahren konnte Messenger rund 20 Prozent der von Mariner 10 nicht erfassten Oberfläche kartieren. Zusätzlich nahm sie auch Gebiete auf, die schon bekannt waren, aber die Kamera von Messenger ist wesentlich leistungsfähiger als die nach heutigen Maßstäben primitive Vidicon-Fernsehkamera von Mariner 10. So war es nicht verwunderlich, dass die Forscher auch in den bereits kartierten Regionen auf Überraschungen stießen.

So stellte sich heraus, dass das größte Einschlagbecken auf Merkur, Caloris Planitia, statt angenommener 1250 Kilometer Durchmesser, rund 1550 Kilomter groß ist. Außerdem stieß die Kamera von Messenger erstmals auf eindeutige Anzeichen für vulkanische Aktivität auf Merkur.

Derzeit sind die Forscher dabei, die neue Bilderflut von Messenger zu sichten. Rund 1300 Bilder gelangen der Sonde, die weitere 25 Prozent der bislang nicht kartierten Regionen abdecken. Damit erhöht sich die Erfassung der Merkuroberfläche auf rund 90 Prozent.

Schon die ersten veröffentlichten Bilder boten Überraschungen: Ein Bild, das rund 90 Minuten nach der dichtesten Annäherung aufgenommen wurde, zeigt einen zu rund dreiviertel beleuchteten Planeten. Auffällig sind die ausgeprägten Strahlenkrater, die an die Einschlagkrater Tycho oder Kopernikus auf unserem Mond erinnern. Auf anderen Aufnahmen des Planeten waren derartige Krater bislang nicht Erscheinung getreten.

Auch in den neu erfassten Regionen zeigen manche Einschlagkrater deutliche Spuren einer tektonischen oder vulkanischen Überprägung: So durchziehen bis zu zwei Kilometer hohe Verwerfungen einige Krater, sie entstanden also deutlich nach dem Einschlag eines Asteroiden oder Kometen.

Große Verwerfung auf Merkur | Ein typisches Merkmal der Merkuroberfläche sind bis zu zwei Kilometer hohe Verwerfungen, die sich über mehrere Hundert Kilometer erstrecken. Am rechten Bildrand durchzieht eine Verwerfung einen großen, alten Einschlagkrater. Der Krater mit dem auffälligem Ringwall direkt an der Verwerfung ist rund 50 Kilometer groß. Das Bild nahm die US-Raumsonde Messenger bei ihrem zweiten Merkurvorbeiflug am 6. Oktober 2008 auf.
Auch sind manche Kraterböden ungewöhnlich eben, hier füllte aus dem Planeteninneren austretende Lava die Kraterhohlformen zumindest teilweise wieder auf.

Der Einschlagkrater Machaut | Der rund 100 Kilometer große Einschlagkrater Machaut wurde bereits von Mariner 10 im Jahre 1974 fotografiert. Dieses neue Bild der US-Raumsonde Messenger vom 6. Oktober 2008 zeigt den Krater erstmals im Detail. Auffällig ist der flache und glatte Kraterboden. Offenbar wurde der Krater zumindest teilweise durch aus dem Planeteninneren austretende Lava aufgefüllt. Die flachen Rücken markieren verschiedene Lavaergüsse.
Neben den Kameras waren aber auch die anderen Instrumente von Messenger aktiv, welche die Eigenschaften des Magnetfelds und der extrem dünnen Merkuratmosphäre im Detail untersuchen. Allerdings müssen ihre Messdaten noch analysiert werden, daher liegen derzeit noch keine Ergebnisse vor.

Die neuen Messdaten und Bilder von Merkur sind aber nur als erster Vorgeschmack der Mission zu verstehen, denn die eigentliche Mission von Messenger steht noch bevor. Nach einem dritten und letzten Merkurvorbeiflug im September 2009 soll die Sonde im März 2011 in eine Umlaufbahn um den sonnennächsten Planeten eintreten und ihn für mindestens ein Jahr aus der Nähe vollständig kartieren.

TA

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