Seit 1976 fanden Rettungsgrabungen im großen römischen Gräberfeld an der Ulmer Straße in Günzburg statt. Hier an der römischen Donau-Straße haben die Soldaten des ersten Kastells (1. Jahrhundert n. Chr.) ebenso ihre Toten bestattet wie die germanischen Söldner, die bis zu Beginn des 5. Jahrhunderts für Rom die Donaugrenze sicherten. Anlass der Ausgrabungen unter der Federführung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege war die Ausweisung eines Gewerbegebietes.

Mit insgesamt 1451 Brand- und Körpergräbern ist es das zweitgrößte, modern untersuchte Gräberfeld in Deutschland. Die Beigaben der römischen Gräber entsprechen dem klassischen Beigabenmuster: Tracht mit Fibeln und Gürtelzubehör, Münzen, Amulette, Speise- und Trinkgeschirr aus Glas und Keramik sowie Öllampen, die das Leben in der Unterwelt erleichtern sollten.

Für die Geschichte Günzburgs brachte das Grab einer jungen Frau neueste Erkenntnisse: wohl in den Jahren um 470 geboren, erlebte sie das Ende des römischen Weltreichs als Kind mit. Sie gehörte einer gut situierten alamannischen Familie an, die Haus und Hof am Rand des römischen Gräberfelds errichtet hatte.

Der mächtige dreischiffige Holzbau war schon bei früheren Grabungen entdeckt und dokumentiert worden. Man ahnte damals nicht, dass es sich um die erste völkerwanderungszeitliche Siedlung, den Kern des frühmittelalterlichen Günzburg, handelte. Diese kurz vor 500 verstorbene Frau besaß unter anderem feinste, vergoldete und mit Halbedelsteinen besetzte Silberfibeln. Sie ist die erste Günzburgerin, die sich mit ihrer Familie in den Ruinen des römischen Kastells um St. Martin niedergelassen hatte.

Kürzlich legten die Archäologen das letzte, noch verbliebene Grundstück im zentralen Bereich mit 389 Bestattungen frei. Eine Ausstellung, die im Herbst 2008 startet, widmet sich dieser langen Kampagne und gewährt einen umfassenden Einblick in Günzburgs Geschichte.