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Indischer Ozean: Bisher unbekannte Blauwalpopulation taucht in Audiodateien auf

Trotz ihrer Größe sind Blauwale schwer zu beobachten. Das Horchpostennetz, das Atomwaffentests aufspüren soll, liefert nun Hinweise auf eine bislang unbekannte Walpopulation.
Ein Zwergblauwal vor Osttimor

In der immensen Größe der Ozeane verlieren sich sogar Blauwale, entsprechend wenig ist über sie bekannt: Wie viele Tiere leben noch in den Meeren? Zu welcher Unterart, zu welcher Gruppe gehören sie? Auf viele solcher Fragen gibt es keine präzisen Antworten. So kann es passieren, dass auch heute noch ganze, bislang unbekannte Populationen der Meeressäuger identifiziert werden. Möglich machen es Unterwassermikrofone im Dauerbetrieb, die immer wieder auch die Gesänge der Tiere aufzeichnen.

Im Fachmagazin »Scientific Reports« präsentiert ein Wissenschaftlerteam nun Hinweise auf eine zuvor übersehene Gruppe von Zwergblauwalen (Balaenoptera musculus brevicauda). Anders als der Name vermuten lässt, weisen die Tiere mit einer Länge von über 20 Metern immer noch stattliche Körpermaße auf. Das Team um Emmanuelle Leroy von der University of New South Wales in Sydney analysiert in seiner Studie Walgesänge, die nach Meinung der Autoren zu einer eigenständigen Population gehören. Deren Verbreitungsgebiet erstreckt sich über eine dreieckige Fläche mit den Eckpunkten Chagos-Archipel im Westen, Sri Lanka im Norden und australische Nordküste vor Kimberley im Süden.

Leroy und Kollegen nutzten dazu die Aufzeichnungen des Sensornetzwerks der Organisation zur Überwachung des Kernwaffenteststopp-Vertrags (CTBTO). Seit zwei Jahrzehnten würden sich darin die Gesänge dieser Gruppe finden, schreiben die Wissenschaftler, sie seien ein »wesentlicher Bestandteil der Unterwasser-Soundscapes im tropischen Indischen Ozean«. Deshalb gehen sie auch davon aus, dass es sich um eine in sich geschlossene Einheit handelt und nicht etwa um einen spontanen Zusammenschluss. Die Wanderungsbewegungen der Tiere erschließen sich für die Forscher aus dem Umstand, dass die charakteristischen Gesänge im Jahresverlauf an unterschiedlichen Orten auftauchen.

Sofern die Analyse Bestand hat, wächst die Zahl unterscheidbarer Zwergblauwalpopulationen von vier auf fünf. Sie teilen den Ozean untereinander auf, wobei es starke Überschneidungen im Zentrum des Ozeans, rund um das Chagos-Archipel, gibt. Nach dieser isolierten Inselgruppe, die auf Höhe der Malediven rund 1000 Kilometer südlich von Indien liegt, benannte das Team um Leroy die neu identifizierte Gruppe.

Walgesänge lassen sich allerdings nicht immer eindeutig einer Gruppe – und manchmal nicht einmal einer bestimmten Art – zuweisen. Nach Meinung anderer Forscher handelt es sich bei den Klängen der »Chagos-Gruppe« um den Gesang des erst vor wenigen Jahrzehnten als eigenständige Art erkannten Omurawals. Wiederum andere Teams schlagen die charakteristischen Lautäußerungen einer der vier bekannten Zwergblauwalpopulationen zu. Erst mit Hilfe genetischer Tests und weiterer Beobachtungen wird sich feststellen lassen, wer wirklich hinter den Rufen steckt. Auch wie viele Individuen zur »Chagos-Gruppe« gehören, geht nicht aus den Audiodaten hervor.

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