Galaxienentwicklung: Zwerggalaxie NGC 4449 frisst ihren Begleiter
Die heute allgemein akzeptierten Modelle der Galaxienentwicklung beruhen auf Kannibalismus und gigantischen Verschmelzungen von Sternsystemen: Kleinere Galaxien verschmelzen in mehreren Schritten miteinander, bis große Galaxien wie unsere Milchstraße oder ihre noch massereicheren Vettern entstanden sind. Bevor diese Kette von Verschmelzungen von Galaxien und ihren Sternen allerdings ihren Anfang nehmen kann, müssen überhaupt erst einmal Sterne vorhanden sein.
Jetzt aber haben gleich zwei Forschergruppen, eine unter der Leitung von David Martínez-Delgado vom Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA), die andere geleitet von Michael Rich von der University of California at Los Angeles (UCLA), unabhängig voneinander das erste gesicherte Beispiel für eine Verschmelzung zwischen zwei Zwerggalaxien beobachtet. Sie fanden deutliche Hinweise darauf, dass es sich bei einem kleinen, erstmals 2007 nachgewiesenen Begleitobjekt der Zwerggalaxie NGC 4449 im Sternbild Jagdhunde um eine noch kleinere Zwerggalaxie handelt, die kurz davor steht, von NGC 4449 verschluckt zu werden.
Eine Reihe von Modellen sagt vorher, dass Zwerge andere Zwerge verschlingen sollten. Jetzt wurde erstmals solch eine Mahlzeit erstmals direkt beobachtet. Somit wurde ein wichtiges Puzzlestück der Galaxienentwicklung gefunden. NGC 4449 ist uns relativ nahe. Dies zeigt, dass solche Prozesse auch im heutigen Universum noch eine Rolle spielen. Sie müssen berücksichtigt werden, um unsere kosmische Nachbarschaft zu verstehen.
Beide Gruppen nutzten bei ihren Untersuchungen der verzerrten Galaxie vergleichsweise kleine Instrumente und arbeiteten zu diesem Zweck mit Amateurastronomen zusammen: Rich und seine Kollegen nutzten im Mai und Juni 2011 das Saturn Lodge 70-Zentimeter-Teleskop auf dem Gelände der Polaris Observatory Association, und Martínez-Delgado et al. nutzten zwischen April 2010 und Januar 2011 Jay GaBanys 50-Zentimeter-Teleskop am Black Bird Observatory. Martínez-Delgado und seine Kollegen führten außerdem im Januar 2011 Nachbeobachtungen mit dem SUBARU-Teleskop auf Hawaii durch und gewannen so Bilder, in denen einzelne Sterne der kleineren Galaxie zu sehen sind.
MPIA / Red.
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