Klimawandel: Seit einem Jahr brechen wir jeden Monat Temperaturrekorde
Der Mai 2024 war der zwölfte Monat in Folge, in dem die globale Durchschnittstemperatur einen monatlichen Rekordwert erreichte, wie der EU-Klimawandeldienst »Copernicus« mitteilt. Und der Trend könnte sich weiter fortsetzen. Denn der Bericht »Indicators of Global Climate Change« (IGCC) zeigt, dass die menschengemachte Erderwärmung zuletzt so schnell wie noch seit dem Start der Aufzeichnungen zugenommen hat.
Der IGCC wurde 2023 ins Leben gerufen. Die maßgebliche Quelle für wissenschaftliche Klimainformationen sei zwar der Weltklimarat (IPCC), schreibt die University of Leeds. Da dieser aber erst etwa 2027 wieder eine größere Bewertung herausgibt, entstehe eine Lücke, die der IGCC-Report füllen soll. 2024 erstellte ihn ein 57-köpfiges Forschungsteam aus 42 Institutionen in 15 Ländern.
Die Ergebnisse sind frappierend. Allein in den vorangegangenen zehn Jahren (von 2014 bis 2023) stieg die Temperatur durch menschliche Aktivitäten demnach um rund 0,26 Grad Celsius. Das markiere einen Rekord seit Aufzeichnungsbeginn, der bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, berichtet die Gruppe um Piers Forster von der University of Leeds im Fachjournal »Earth System Science Data«. Die zehn Jahre zuvor (von 2004 bis 2013) habe sich die Erde nach Angaben der Universität um rund 0,20 Grad erwärmt.
Allerdings müsse man bei den Rekordwerten Sondereffekte berücksichtigen, etwa das erwärmend wirkende natürliche Klimaphänomen El Niño. Im IGCC-Bericht heißt es, der Anstieg sei einerseits auf den hohen Treibhausgasausstoß zurückzuführen, andererseits auf die gesunkene Menge an kühlenden Aerosolen in der Atmosphäre. So ist infolge einer neuen Verordnung für sauberere Schiffskraftstoffe der Gehalt an Sulfat-Aerosolen stark zurückgegangen.
»Wir brechen die globalen Temperaturrekorde und ernten den Wirbelwind«António Guterres, UN-Generalsekretär
Doch selbst wenn in den kommenden Monaten nicht stetig neue Rekorde folgen, bleibt der Trend des menschengemachten Klimawandels bestehen, solange weiter Treibhausgase erzeugt werden. Das bekräftigt auch Copernicus-Direktor Carlo Buontempo: »Es ist keine Änderung dieses Trends in Sicht.« Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode, war der Mai 2024 den Copernicus-Daten zufolge 1,52 Grad wärmer. Auch die gemittelte globale Temperatur der vergangenen zwölf Monate – von Juni 2023 bis Mai 2024 – erreichte einen Höchstwert: Sie lag 1,63 Grad über dem vorindustriellen Niveau.
UN-Generalsekretär António Guterres mahnte wie schon etliche Male zuvor schnelleres Handeln an: »Wir brechen die globalen Temperaturrekorde und ernten den Wirbelwind. Es ist die Zeit der Klimakrise. Jetzt ist es an der Zeit zu mobilisieren, zu handeln und zu liefern.«
Dem IGCC-Report zufolge kann die Menschheit nur noch grob 200 Milliarden Tonnen CO2 produzieren, bevor eine dauerhaft globale Erwärmung auf 1,5 Grad erreicht wird. Wenn wir weiterhin so viel ausstoßen wie bisher, haben wir diese Menge an Kohlendioxid in fünf Jahren emittiert. Allerdings ist die Spanne der Schätzung hoch und reicht von 100 bis 450 Milliarden Tonnen CO2.
Dennoch gibt es auch Lichtblicke. Wie das Autorenteam schreibt, gibt es Belege, »dass sich der Anstieg der CO2-Emissionen im vergangenen Jahrzehnt im Vergleich zu den 2000er Jahren verlangsamt hat«. Je nach gesellschaftlicher Entscheidung könnten sich einige Trends umkehren. (mbi/dpa)
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