»Anima«: Ein Tool zum Screening psychischer Störungen
Der Krieg in der Ukraine hinterlässt tiefe Spuren in der psychischen Gesundheit der Menschen: Angststörungen, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) sind in der ukrainischen Bevölkerung inzwischen weit verbreitet, wie Forscher der Nationalen Universität der Vorkarpaten in Iwano-Frankiwsk, Ukraine, berichten (Lancet Reg Health Eur 2024; online 6. November).
In Erwartung der Folgen entwickelten der Kommunikationsexperte Roman Havrysh und der Neurophysiologe Dr. Sergiy Danylov das Tool »Anima«. Es kann laut Havrysh psychische Veränderungen mit einer Genauigkeit von »80 bis 95 Prozent« erkennen und sogar vorhersagen. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber herkömmlichen Tests, die »30 bis 80 Prozent falsch positive Ergebnisse« lieferten, so Havrysh.
Die Besonderheit von »Anima« liegt in der Verwendung eines besonderen Biomarkers – der »Aufmerksamkeitsverzerrung«. Dieser misst, worauf sich eine Person in alltäglichen Interaktionen im Vergleich zum Gesamtbild konzentriert. »Eine Person, die zum Beispiel an einer Depression leidet, achtet mehr auf traurige oder negative Ausdrücke und sieht die Welt durch diese Brille«, erklärt Havrysh. Eine Person mit einer Angststörung hingegen suche ständig nach möglichen Bedrohungen in ihrer Umgebung«, fügt er hinzu.
Dieser Biomarker wird mithilfe eines Blickverfolgungstests ermittelt, der die Aufmerksamkeit einer Person bei der Betrachtung von verschiedenen Bildern, Fotos oder sogar Texten misst, so Havrysh.
Derzeit kann das Tool Depressionen, Angststörungen und Stress bewerten, bald werden auch Tests für Essstörungen und Gehirnerschütterungen verfügbar sein. Im Podcast erläutert Havrysh auch, wofür der Test aktuell vom ukrainischen Militär eingesetzt wird und warum die Ergebnisse valider sind als Fragebogen-Tests.
Alle Podcasts im Überblick
Noch mehr hören? Die besten deutschsprachigen Wissens-Podcasts gibt es auf Spektrum.de. Auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.