Bidwell-Scheibe
Eine der stärksten visuellen Täuschungen besteht darin, dass man rote Objekte grün sieht und umgekehrt, und das nicht nur im flüchtigen Nachbild oder gar beim Betrachten eines Negativs, sondern beim ständigen Blick auf die Objekte selbst. Natürlich ist ein Trick dabei, und der benutzt eine rotierende weiße Scheibe (30 bis 40 cm Durchmesser) mit einem schwarzen und einem durchsichtigen Sektor. Die Objekte sollten kräftig gefärbt und nicht zu fein strukturiert sein, es ist wichtig, dass man genau weiß, welche Farbe sie wirklich haben (z. B. ein roter Anspitzer oder eine gelbe Tube). Diese Objekte werden wesentlich heller beleuchtet als die Scheibe, durch deren Fenster man zeitweise auf das Objekt blickt – und zwischenduch natürlich auf die schwarze und die weiße Fläche auf ihr. Das kann mit zwei Schreibtischlampen in verschiedenen Entfernungen geschehen, bei heiterem Wetter auch mit direktem und indirektem Sonnenlicht (d. h. Schatten).
Die Scheibe kann freihändig um einen Bleistift mit einigen Umdrehungen pro Sekunde gedreht werden, die optimale Drehzahl bitte individuell ausprobieren, ebenso die Beleuchtung. Man sieht blaue Objekt gelb und gelbe blau, rote grün und grüne rot.
Eine genaue Erklärung der Funktion der Bidwell-Scheibe scheint es nicht zu geben, aber offenbar spielen die Zeitabhängigkeiten von positiven und negativen Nachbildern in den Zapfen der Netzhaut eine Rolle und führen erstaunlicherweise so weit, dass die farbnegativen Nachbilder im Zeitmittel das ganz normale Sehen – das ja zwischendurch immer wieder auftreten muss – überkompensieren.
Ich habe den Effekt vor einigen Jahrzehnten im damaligen Evoluon in Eindhoven eindrucksvoll gesehen und seitdem mit Freihandmitteln nachgemacht, er klappt allerdings nicht bei allen Personen. Im Deutschen Technikmuseum in Berlin gibt es die Bidwell-Scheibe auch, aber das dortige Exponat wirkt bei mir nicht so stark.
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