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Der unerwartete Test

Treitz-Rätsel

"In der nächsten Woche werden wir eine Mathe-Arbeit schreiben, aber ihr werdet am Morgen des betreffenden Tages noch nicht wissen, dass es gerade an diesem Tag ist", kündigt der Lehrer an.

Also kann es am Freitag nicht sein, denn das ist der letzte Tag der Woche. Am Donnerstag also dann aber auch nicht. Wann überhaupt?

Es kann an jedem Tag der Woche sein, selbst am Freitag. Die Situation am Freitagmorgen (ohne dass bisher die Arbeit stattgefunden hat) ist dann die, dass man die Aussage des Lehrers nicht (mehr) für sicher hält, es also schlicht für möglich hält, dass er gelogen hat.

Richtig kompliziert wird das Problem erst dann, wenn man unterstellt, dass der Lehrer nicht gelogen haben kann (siehe "Hinrichtung mit Überraschung").

In vielen Rätselbüchern (auch bei Gardner, wo es sogar den Anlass für den Buchtitel "Logik unter dem Galgen" liefert) geht es in dieser Aufgabe um nicht weniger als die Ankündigung der Hinrichtung des Angesprochenen. Vermutlich sind Mathe-Tests für viele Autoren keine so Furcht erregenden Ereignisse, dass sie sich viele Gedanken um eine solche Ankündigung machen würden. Meine unangenehmsten Klassenarbeiten waren die in Latein, wo ich mich immer anstrengen musste, die Übersetzung inhaltlich so unklar zu formulieren, wie ich den Livius verstanden hatte, denn vor lauter rück- und kreuz- und quer-bezüglichen Demonstrativa und Relativa wusste ich oft nicht, wer die Schlacht denn nun gewonnen hatte.

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