Hemmes mathematische Rätsel: Friedliche Amazonen
Märchen- oder Feenschach wird nach anderen Regeln gespielt als gewöhnliches Schach, hat manchmal andere Brettgrößen und -formen und kennt auch noch eine große Anzahl zusätzlicher Figuren. Eine davon ist die Amazone, die auch manchmal Kaiserin, Maharadscha, Superdame oder allmächtige Königin genannt wird. Sie kann nicht nur die Züge einer gewöhnlichen Dame machen, sondern auch die eines Springers. Eine Zeitlang gab es die Amazone im ganz regulären russischen Schach, aber sie verschwand um die Wende zum 19. Jahrhundert im Zuge der Vereinheitlichung der Schachregeln. Die Amazone ist imstande, den König allein an den Rand oder in die Ecke zu drängen und ihn dort Matt zu setzen, was die gewöhnliche Dame nicht kann.
Im Juli 1971 stellte der argentinische Bauingenieur und Rätselerfinder Hilario Fernández Long (1918–2002) in der Zeitschrift »Scientific American« den Lesern ein kleines Amazonenrätsel. Wie viele Amazonen kann man höchstens auf ein Schachbrett von 5×5 Feldern stellen, ohne dass sie sich gegenseitig bedrohen? Auf welche Felder müssen sie gestellt werden?
In jeder Reihe des Schachbretts darf nicht mehr als eine Amazone stehen, da sie sich sonst gegenseitig bedrohen würden. Folglich können höchstens fünf Figuren auf dem 5×5-feldigen Brett untergebracht werden. Um jedes Feld, auf dem eine Amazone steht, liegt eine zwei Felder breite »Todeszone« in der jedes Feld von ihr bedroht wird. Nur wenn man jeweils eine Amazone in einen Bereich von 2×2 Feldern, der in einer Ecke des Bretts liegt, stellt, kann man vier Figuren so platzieren, dass keine in die Todeszone einer anderen gerät. In der mittleren Reihe und der mittleren Spalte sind darum alle Felder bedroht, sodass sich keine fünfte Amazone mehr aufstellen lässt. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, wie man die vier Amazonen auf das Brett stellen kann, wenn man einmal von dem spiegelbildlichen Muster absieht.
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