Köln
Beim Grabungen zum Vergrößern eines Kellers in Köln fand man – so wird erzählt – einen Stein mit der Inschrift:
SITVVSVILLA |
TEINISETA |
EVERNIT |
Was sagt uns das?
Der entschlüsselte Text gibt Ihnen (hinterher, wenn es nicht mehr nötig ist) einen wichtigen Hinweis zur Entschlüsselung des Textes selbst. Ein ähnliches Beispiel wäre etwa so: Sie entschlüsseln auf nicht ganz einfache Art den Text
"MHGHQEXFKVWDEHQXPGUHLQDFKOLQNV"
und finden als Lösung:
"JEDENBUCHSTABENUMDREINACHLINKS"
Auch der Text aus Köln ist in diesem Sinne selbstbezüglich.
Wenn man den Text mit richtiger Betonung laut liest, heißt er: Sieht uus wie Latein, is et äwer nit.
Hanns Dieter Hüsch würde vielleicht sagen, dass der Text nieder-römisch sei.
Ein Sprachwitz, für den man wirklich (ein ganz klein wenig) Latein können muss, spielt in Duisburg, er ist zwar nicht selbstbezüglich, aber immerhin zyklisch (wenn man von den Gänsefüßchen absieht):
Dialog zwischen zwei Jungen: Wo gehße? – Kino. – Gibbet? – "Quo vadis?" – Heißdat? – "Wo gehße?".
Im Gegensatz zu komplizierten Dialekten wie dem Bayerischen sind die Großstadt-Idiome von Berlin oder vom Ruhrgebiet vereinfachte Formen von Hochdeutsch, was den Zuwanderern aus dem In- und Ausland entgegengekommen ist.
Sie nehmen zukünftige Entwicklungen des Hochdeutschen vorweg, insbesondere den Ersatz entbehrlicher Flexionsformen durch Präpositionen und Adverbien etc. (Genitiv, Konjunktiv usw.). Konrad Beikircher, der aus Südtirol stammende Erfinder des Rheinlandes, beschreibt eine grammatische Besonderheit des Rheinlandes: den Wem-sing-Genetiv (fast hochdeutsch: den "Wem-sein-Genetiv").
Wer das als schlimme Verflachung ansieht, müsste auch Französisch und die anderen romanischen Sprachen als verflachtes Latein ansehen.
Übrigens: Viele Bewohner des Ruhrgebietes mit polnischen Namen haben Vorfahren, die aus dem Osten des Kaiserreiches in dessen Westen umgezogen sind; ein polnischer Kollege von mir aus Hinterpommern wunderte sich über seine vielen Namensvettern im Duisburger Telefonbuch.
Übrigens wurde eins der Prunkstücke im Römisch-Germanischen Museum, nämlich das Grabmal des Poblicius, tatsächlich vor wenigen Jahrzehnten beim Vergrößern eines Partykellers in der Nähe des Chlodwigplatzes gefunden.
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