Kommunikation und Rhetorik: Erfolgreich präsentieren - Tipps für Texte und Vorträge
Besser schreiben
In Bildern schreiben
Sie wollen, dass man Ihren Text liest, versteht und sich daran erinnert? Sie wollen anschaulich schreiben? Schreiben Sie in Bildern, empfiehlt der Journalist und Medienberater Markus Reiter. Denn das Gehirn verarbeitet Bilder müheloser als abstrakte Begriffe. Sie sind mit Erinnerungen verbunden und wecken Emotionen. Je konkreter Ihre Bilder sind, desto leichter machen Sie es Ihrem Gehirn. Schreiben Sie also nicht "Obst", so Reiter – was sollte man sich darunter auch vorstellen? –, sondern "Äpfel und Birnen". Und sprechen Sie so viele Sinne wie möglich an. Ein "zartes Rindersteak" zündet ein Feuerwerk an Sinneseindrücken im Gehirn, ein "Fleischgericht" dagegen macht niemanden hungrig auf Ihren Text.
Alltagssprache statt Amtsdeutsch
Wie sher usenr Grehin biem Leesn mit Bdliren aberteit, kenönn Sie acuh an deseim Bipseiel enkrenen. Wörter, die wir täglich verwenden, erkennen wir auf den ersten Blick – denn sie sind als Bilder bereits abgespeichert. Da stören auch kleine Abwandlungen nicht. Bei unbekannten und umständlichen Wörtern ("Innovationsinvestitionsentscheidung") muss das Gehirn die Buchstaben mühsam einzeln zusammensetzen. Benutzen Sie also vertraute Wörter und eine normale, alltägliche Sprache, so Schreibtrainer Reiter. Er empfiehlt: Schreiben Sie "darüber nachdenken" und nicht "sich das Gesagte vergegenwärtigen". "Rennen" macht beim Leser garantiert einen größeren Eindruck als "sich begeben". Und versuchen Sie erst gar nicht, etwas zu "bewerkstelligen". Wer denkt, dass wichtige Aussagen komplizierte Wörter brauchen, irrt sich. Wenn Sie etwas zu sagen haben, verstecken Sie es nicht in umständlichen Phrasen.
Spannend präsentieren
Der magische Akt des Erschaffens
Erinnern Sie sich noch, wie Sie als Zuhörer beim letzten PowerPoint-Vortrag mit dem Einschlafen kämpften? Jetzt sind Sie an der Reihe und möchten alles anders machen – aber wie? Wie wär's, wenn Sie auf PowerPoint verzichten? Kommunikationstrainer Matthias Pöhm plädiert für analoge Methoden: Kehren Sie zurück zum Flipchart! Überraschen können Sie mit blinkenden Textfeldern und wilden Fotocollagen sowieso schön längst niemanden mehr. Vorbei sind auch die Zeiten, in denen Sie durch einen Foliensatz mit dem Firmenlogo in jeder Ecke und einem Farbschema im Corporate Design Ihr Publikum überzeugen konnten.
Für einen überzeugenden Vortrag benötigen Sie lediglich einen dicken Stift und ein großes Blatt Papier: Mit einer Flipchart-Präsentation bieten Sie den müden Augen Ihrer Zuhörer nicht nur eine willkommene Abwechslung zum PowerPoint-Alltag. Sie punkten auch durch einen zusätzlichen Reiz, sagt Trainer Pöhm: den magischen Akt des Erschaffens. Wenn Sie mit ein paar Strichen ein Balkendiagramm auf das Papier zaubern, prägt sich das Ihren Zuhörern ein wie ein Fußballspiel, das sie live im Stadion erleben. Wie weit steigt die Linie im Schaubild? Wie viele Nullen erhält die Zahl? Wie lautet das nach und nach auf dem Papier erscheinende Sch…
…lüsselwort? Die Flut fertiger Ergebnisse auf der Leinwand verblasst dagegen in der Erinnerung wie die Zusammenfassung des Spiels im Fernsehen am nächsten Tag. Wichtig ist, so Pöhm, dass Sie das Zusammenspiel von Sprechen und Zeichnen dramatisch inszenieren. Zögern Sie den Moment der Gewissheit heraus, und erzeugen Sie Spannung.
Die Text-Bild-Schere
Natürlich sind computergestützte Präsentationsmethoden nicht grundsätzlich schlecht – sie verleiten nur zu Bequemlichkeit. Wenn man sie gekonnt benutzt, bieten PowerPoint, Prezi und Co durchaus auch Vorteile. Um zu überzeugen, müssen Sie Ihre Zuhörer aber zunächst einmal aufmerksam machen. Mit den typischen Stichwortlisten und Tabellen erreichen Sie das garantiert nicht. Schon eher mit Bildern, Farben und wohldosierter Bewegung, wie die psychologische Forschung zeigt. Kognitionspsychologin Gertrud Kemper und Linguist Carl Naughton raten: Überraschen Sie Ihr Publikum beispielsweise zum Einstieg Ihres Vortrags zum Thema Personalentwicklung mit einer unerwarteten Bebilderung, etwa mit einem großen Bild eines Kindergesichts. Der scheinbare Widerspruch zwischen Text und Bild sorgt auf jeden Fall für Aufsehen: "Was hat wohl das Kind mit der Überschrift zu tun?" Biologisch angeboren ist außerdem die gesteigerte Aufmerksamkeit beim Anblick eines Gesichts, insbesondere eines kindlichen. Wenn es Ihnen im Vortrag dann gelingt, das Bild inhaltlich mit Ihrer Aussage zu verbinden, verankern Sie es als Metapher in den Köpfen Ihrer Zuhörer.
Informationen bündeln
Einen weiteren Vorteil von Bildern gegenüber Text liefert die Cognitive-Load-Theorie, wie Kemper und Naughton erklären: Sie beschreibt die eng begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses, das in der Regel nicht mehr als sieben Informationseinheiten gleichzeitig verarbeiten kann.
Verzichten Sie also auf zahlreiche Wörter in der Präsentation, und bündeln Sie die Elemente mit Pfeilen – inhaltlich schlüssig – zu einem "chunk" (englisch für Brocken). Das gesamte Schaubild, so Kemper und Naughton, werde dann als Einheit wahrgenommen und brauche somit weniger "Speicherplatz" im Gehirn. Mit vielen einzelnen Stichworten wäre das Arbeitsgedächtnis dagegen überfordert, und Ihre Aussage ginge verloren.
In den Mittelpunkt stellen
Bilder und Farben sorgen für Abwechslung und wecken Emotionen beim Zuhörer. In einer guten Präsentation sind sie jedoch immer nur zweitrangig, glaubt Valentin Gillich, Trainer in der Erwachsenenbildung: Im Mittelpunkt stehen immer Sie selbst als Vortragender. Und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Stellen Sie sich mittig vor Ihre Zuhörer, und wenden Sie sich nur ihnen zu. Denn nichts ist einschläfernder als ein Referent, der vor allem mit der Bedienung eines Computerprogramms beschäftigt ist. Flipchart oder Leinwand befinden sich seitlich von Ihnen oder im Hintergrund und dürfen nur zeitweilig und unterstützend im Fokus stehen, rät Gillich. Am besten sei es sogar, Sie blenden die Präsentation aus, wenn Sie sie gerade nicht unbedingt brauchen. Sie selbst geben dann Takt und Struktur vor – nicht Ihre Folien. Es ist nützlich, wenn Sie jederzeit in der Lage sind, die Reihenfolge der Folien spontan zu ändern – denn die Interaktion mit dem Publikum hat absoluten Vorrang.
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