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Plagegeister: Was hilft gegen Mückenstiche?

Sommerzeit ist Mückenzeit. Was wirkt am besten, wenn die lästigen Plagegeister bereits zugestochen haben? Fünf wissenschaftliche Tipps, um die warme Jahreszeit zu überstehen.
Aedes japonicus Stechmücke

Nicht kratzen

Entdecken wir einen juckenden Mückenstich, ist unsere erste Reflexhandlung oft Kratzen. Das verschafft uns tatsächlich kurzfristig Linderung, da Kratzen schmerzt und Schmerz den Juckreiz überdeckt. Das hängt laut Forschern um Sarah Ross von der University of Pittsburgh in Pennsylvania zufolge vermutlich mit einem speziellen Typ von Nervenzellen im Rückenmark zusammen, den B5-l-Neuronen. Werden Schmerzrezeptorzellen angeregt, geben sie die Information an die B5-I-Neurone weiter. Diese schütten dann den Botenstoff Dynorphin aus, der wiederum Juckrezeptorzellen hemmt und damit auch die Weiterleitung des Juckreizes blockiert. Somit hört dieser vorübergehend auf, sobald Schmerz hinzukommt.

Das Problem ist allerdings: Durch das Kratzen wird die Haut noch mehr gereizt, entzündet sich und juckt dann wiederum noch stärker. Auf Dauer führt das also zu einem Teufelskreis aus Jucken und Kratzen. Außerdem können auf diesem Weg Schmutz und Keime in die Wunde gelangen und eine Infektion auslösen. Ärzte raten daher: lieber nicht kratzen!

Antihistaminika auftragen

Für Juckreiz und Quaddelbildung nach einem Mückenstich ist in erster Linie das Gewebshormon Histamin verantwortlich. Histamin befindet sich zum einen im Speichel der Insekten. Es wird aber auch von unseren Hautzellen selbst vermehrt ausgeschüttet als Reaktion auf die blutgerinnungshemmenden Stoffe, die eine Mücke uns beim Stich ebenfalls injiziert. So entsteht an der betreffenden Stelle eine lokale allergische Reaktion mit Rötung und Schmerz.

Lästige Plagegeister | Auf unser Blut haben es vor allem die Mückenweibchen abgesehen. Sie benötigen die darin enthaltenen Eiweiße, um nach der Befruchtung Eier zu bilden.

So genannte Antihistaminika vermindern die Wirkung von Histamin, indem sie die entsprechenden Rezeptoren blockieren oder deren Aktivität verringern. Dadurch gehen auch Juckreiz und Schwellung zurück. Antihistaminika kann man beispielsweise in Form von Gels in der Apotheke kaufen. Sie haben den positiven Nebeneffekt, dass sie die Wunde zusätzlich kühlen.

Schnell kühlen

Kälte verengt die Blutgefäße, verringert die Ausschüttung von juckreizfördernden Substanzen und verlangsamt oder hemmt damit Entzündungsprozesse. Auch die Nervenleitgeschwindigkeit wird gemindert, wodurch Reize langsamer weitergeleitet werden. Damit ist Kälte ein gutes Mittel gegen Schwellung und Juckreiz.

Wer nicht gleich zur Salbe aus der Apotheke greifen will, kann beispielsweise mit einem Eiswürfel oder einer Kühlpackung vorsichtig über die betroffene Stelle streichen. Doch Vorsicht: Die Haut sollte nicht zu stark unterkühlt werden, da sonst Erfrierungen drohen und Gewebe absterben kann. Daher empfiehlt es sich beispielsweise, die Kühlpackung in ein Handtuch zu wickeln.

Drauf spucken

Spucke gilt als Allzweckwaffe bei allen Arten von Verletzungen. Neben seiner leicht kühlenden Wirkung enthält unser Speichel tatsächlich zahlreiche Stoffe, die sich günstig auf eine Wunde auswirken können: Das Endorphin Opiorphin wirkt nachweisliche schmerzstillend, Enzyme und Antikörper wie Lysozym oder Immunglobulin A töten Keime ab, das ebenfalls enthaltene Histatin beschleunigt zusätzlich noch die Wundheilung. Aus diesem Grund heilen Verletzungen im Mundraum häufig auch wesentlich schneller ab als an der Hautoberfläche.

Auf der anderen Seite wird unser Mundraum allerdings selbst von zahlreichen Mikroorganismen bevölkert, die als neue Keime in eine Wunde eindringen können. An der Frage, ob es ganz allgemein empfehlenswert ist, sich eine Wunde – oder in diesem Fall einen Insektenstich – zu lecken, scheiden sich daher die Geister. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. warnt beispielsweise Eltern davor, auf die aufgeschürften Knie oder Ellenbogen ihrer Kleinen zu pusten. Auch sollen sich Kinder die Wunde nicht selbst auslecken, weil der Speichel zu viele Krankheitserreger enthalte. Andere Experten führen wiederum an, dass ein intaktes Immunsystem eigentlich mit den eigenen Keimen fertig werden sollte.

In einem Punkt ist man sich immerhin weitestgehend einig: Zumindest fremden Speichel gilt es lieber von der betreffenden Stelle fernzuhalten.

Dem Stich mit Hitze auf die Pelle rücken

Elektrische Geräte, die lokal einen kleinen Hitzeschock verursachen, erfreuen sich mittlerweile immer größer werdender Beliebtheit im Kampf gegen Mückenstiche. Dabei wird die Haut für wenige Sekunden auf rund 50 Grad Celsius erhitzt. Verschiedene Studien konnten mittlerweile belegen, dass dieser Ansatz tatsächlich funktioniert und zumindest den Juckreiz deutlich lindert. Forscher um Lutz Fischer von der Universität Greifswald vermuten, dass Hitze die Hautrezeptoren blockiert, an denen die blutgerinnungshemmenden Substanzen aus dem Insektenspeichel andocken.

Zudem bestehen diese Blutgerinnungshemmer hauptsächlich aus Eiweißen, welche ebenfalls bei Hitze denaturieren. So wird weniger insgesamt Histamin ausgeschüttet, die Reaktion des körpereigenen Immunsystems abgeschwächt und Schwellung und Juckreiz lassen nach.

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