Basiswissen: Welches Fernrohr ist mein Typ?
Die funkelnden Sterne am Nachthimmel locken Sie schon länger, und nun wollen Sie den Sprung wagen und sich ein Teleskop zulegen? Herzlichen Glückwunsch! Diese Entscheidung ist für sich schon ein großer Schritt. Aber welcher ist der nächste? Spontaner Kaufrausch ist sicher nicht angesagt, denn ein Teleskop kauft man ganz anders als einen Fernseher – und leider ist das Personal der großen Kaufhäuser nur selten mit den Ansprüchen eines Amateurastronomen vertraut.
Das Herzstück eines Teleskops
Die Öffnung ist ausschlaggebend dafür, wie viele Details Sie sehen können. Schafft Ihr Fernrohr eine 50-fache Vergrößerung, so können Sie die vier großen Jupitermonde, die Ringe des Saturns und auch ein paar Einzelheiten der hellen Sternhaufen, Nebel und Galaxien erkennen. Um aber Oberflächenstrukturen auf dem Mars auszumachen oder die Partner eines engen Doppelsterns noch getrennt erkennen zu können, benötigt man mindestens eine 150-fache Vergrößerung. Je nach optischer Qualität und Beobachtungsbedingungen können Sie pro Zentimeter Apertur eine Vergrößerung von 8-fach (mittelmäßige Optik) bis 30-fach (hervorragende Optik) veranschlagen.
Bezeichnet man die Öffnung als die wichtigste Eigenschaft eines Fernrohrs, so folgt die Brennweite des Objektivs gleich dahinter. Haben wir zwei Teleskope mit gleicher Öffnung D, aber verschiedener Brennweite f, so wird das mit der längeren Brennweite bessere Ergebnisse bei hoher Vergrößerung ergeben. (D/f), also die Apertur des Teleskops geteilt durch seine Brennweite, nennt man übrigens Öffnungsverhältnis. Ein Grund dafür ist: "Schnelle" Objektive – das sind solche mit großem Öffnungsverhältnis – liefern weniger scharfe Bilder, es sei denn, man gibt ein Vermögen für hochwertige Optik aus. Bei kleineren Öffnungsverhältnissen liefert die Optik dagegen mehr Details in der Bildebene. Dann können Sie auch Okulare mit längeren Brennweiten benutzen. Diese sind wegen ihrer größeren Okularlinsen einfacher zu handhaben, besonders für Brillenträger.
"Warum denn das?", werden Sie jetzt fragen. Weil Sie mit einer langen Brennweite nur kleine Himmelsausschnitte auf einmal sehen können. Mit Standardokularen – das sind solche, deren Hülsendurchmesser 3,2 Zentimeter (1¼ Zoll) beträgt – zeigt sich bei einer Brennweite von 50 Zentimetern ein drei Grad großes Gesichtsfeld im Okular. Das ist genug für die drei Gürtelsterne des Sternbilds Orion. Im Gegensatz dazu kann man mit 200 Zentimeter Brennweite gerade noch einen der Gürtelsterne allein oder den berühmten Orionnebel M42 ins Blickfeld nehmen.
"Aber was, wenn ich von jedem etwas will?" Keine Sorge. Es gibt viele akzeptable Kompromisse. Zahlreiche Astronomen entscheiden sich für ein 15-Zentimeter-Linsenfernrohr (6 Zoll) als idealen Alleskönner. Seien Sie sich aber bewusst, dass man auch bei diesem Durchmesser eine Abwägung zwischen großem Blickfeld (Öffnungsverhältnisse um f/5) und hochauflösenden Geräten (optimal bei f/8 und kleiner) treffen muss. Letztere sind durch ihre größere Brennweite länger und schwerer, so dass man eine stärkere Montierung braucht.
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