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Gedankenspiele: Zehn Tipps zum klaren Denken

Denke einmal anders! Komplizierte Dinge durchschauen und logisch denken: die besten Ratschläge für kluge Ideen.
Wer klar denkt, knackt jede Kopfnuss
Wer klar denkt, knackt jede Kopfnuss | Schwere Aufgaben bewältigt man mit Denkstrategien wie Gedankenexperimenten, Analogien oder Selbstgesprächen.

1. Verzichte auf Ballast!

Das nach dem Scholastiker Wilhelm von Ockham (1288-1347) benannte Sparsamkeitsprinzip besagt: Bevorzuge jene Erklärung für ein Phänomen, die mit den wenigsten Vorannahmen auskommt. "Ockhams Rasiermesser", wie diese Maxime auch heißt, beugt Theorienwildwuchs vor.


2. Konzentriere dich aufs Wesentliche!

Oft ist es hilfreich zu prüfen, ob eine Information im betreffenden Fall überhaupt relevant ist. Beispiel: Zwei Züge rasen auf einer 100 Kilometer langen Strecke aufeinander zu, der eine mit 40 km/h, der andere mit 60. Eine Vogel fliegt beim Start vom langsameren Zug zum schnellen, wieder zurück und immer hin und her – mit exakt 90 km/h. Wie weit fliegt er, bis die Züge kollidieren? Fangen Sie gar nicht erst an, die Einzelstrecken zu berechnen und zu addieren – die Lösung ist 90. Denn bis zum Crash vergeht exakt eine Stunde.


3. Mache Gedankenexperimente!

Die beliebteste Form des Gedankenexperiments ist die "reductio ad absurdum". Galileo Galilei (1564-1642) folgerte mit Hilfe des "Widerspruchsbeweises", dass Objekte verschiedenen Gewichts gleich schnell zu Boden fallen (den Luftwiderstand außer Acht gelassen). Würden sie verschieden schnell fallen, müsste der langsame den schnelleren abbremsen, wenn man sie zusammenbände. Gemeinsam wären beide aber schwerer, müssten also schneller fallen als allein. Die Prämisse führt zu zwei unvereinbaren Schlüssen, muss also falsch sein.


4. Ändere die Sichtweise!

Der Mathematiker Carl Friedrich Gauß (1777-1855) bekam zu seiner Schulzeit angeblich einmal die Aufgabe, alle Zahlen von 1 bis 100 zu addieren. Sein Lehrer hatte die Rechnung nur ohne "klein Carl" gemacht, der flugs auf die Lösung kam: 5050! Man muss dafür nur 50 mal 101 rechnen (1 + 100, 2 + 99, 3 + 98 und so weiter bis 50 + 51). Klar denken ist oft eine Frage des Blickwinkels.


5. Verwende Analogien und Vergleiche!

Um den Perspektivwechsel zu erleichtern, bietet es sich an, nach Analogien zu suchen. Ein berühmtes Beispiel lieferte der Chemiker August Kekulé (1829-1896), dem die Ringstruktur des Benzols im Traum erschien – als Schlange, die sich in den Schwanz biss.


6. Stelle Fragen!

Keine Antwort ohne Frage, das dachte sich schon der Philosoph René Descartes (1596-1650) und zog alles in Zweifel. Übrig blieb: die eigene Existenz. "Cogito ergo sum", "Ich denke, also bin ich." Das scheinbar Selbstverständliche zu hinterfragen, ist eine hohe (und nützliche) Kunst.


7. Führe Selbstgespräche!

Wer seine Gedanken laut artikuliert, hilft Studien zufolge dem Denken auf die Sprünge: Probanden, die beim Lösen verschiedener Knobelaufgaben mit sich selbst sprechen, kommen im Schnitt schneller ans Ziel als stumme Tüftler. Selbstgespräche helfen übrigens auch Autisten.


8. Verbildliche deine Gedanken!

Ob Grafik, Flussdiagramm oder Schemazeichnung: Viele Ideen sind einprägsamer, wenn man sie bildhaft umsetzt. Oder kann man das Verhältnis von Bewusstsein und Unbewusstem sinnfälliger als so darstellen?

Was wissen Sie über Gehirn und Psyche? Testen Sie sich selbst!

9. Keine Angst vor Fehlern!

Dass wir aus Fehlern lernen, ist ein Gemeinplatz. Aber es stimmt! Besonders produktiv sind Patzer, die uns verraten, ob eine Annahme falsch ist. Was man hingegen weder beweisen noch widerlegen kann ("Jeder Versprecher offenbart unbewusste Wünsche"), bleibt Glaubenssache.


10. Bedenke, wie du denkst!

Über das eigene Denken nachzudenken und es von höherer Warte zu betrachten, ist eine Spezialität des Menschen. Solche Metakognitionen können oft einen Weg aus geistigen Sackgassen weisen. So lässt sich die Paradoxie von Achilleus und der Schildkröte mit ihrer Hilfe auflösen: Während Achilleus zu dem Panzertier läuft, ist es immer schon ein Stück vorangekrochen; holt der griechische Held es also nie ein? Nur wenn sich Raum und Zeit aus unendlich vielen Einheiten zusammensetzten – doch das ist ein Denkfehler.


Eine kleine Warnung zum Schluss: Selbst das beste Denkwerkzeug sollte man nicht zur Allzweckwaffe erklären! "Wer nur einen Hammer hat", so ein Sprichwort, "für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus." Manchmal entpuppt es sich dennoch als Schraube.


Literaturtipp

Dennett, D.: Intuition Pumps and other Tools for Thinking. Norton, New York 2013
Der Philosoph Daniel Dennett setzt sich in seinem jüngsten Buch ausführlich und sehr unterhaltsam mit den Werkzeugen des Denkens auseinander.

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