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Manifestation von Macht und Gottkönigtum

Krönender Abschluss fast jeder Ägyptenreise ist der Besuch der Tempel von Abu Simbel in Nubien. Ihre enorme Faszination verdankt die monumentale Anlage aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. unterschiedlichen Merkmalen. Diese Vielfalt stellt der Ägyptologe Joachim Willeitner erstmalig in einer Monografie vor. Ergebnisse eigener, jahrelanger Recherchen verknüpft er mit frühen Reiseberichten, alten Stichen und den Ergebnissen aktueller Forschungsprojekte und verdichtet sie dank guter Texte und schöner Fotos zu einem Lese- und Sehgenuss.

Die immense Wissensfülle ordnet Willeitner nicht immer chronologisch. So überrascht vielleicht sein Einstieg: Zu Beginn schildert er die Wiederentdeckung der lange im Wüstensand verschütteten Tempel durch den Forschungsreisenden Jean Louis Burckhardt im Jahr 1813. Staunend liest man von ihrer "Freischaufelung" 1817 unter der Leitung von Giovanni Battista Belzoni und dem daraufhin einsetzenden Besucherstrom aus Europa: Adlige, Forscher und Fotografiepioniere nahmen die Strapazen einer Wüstenreise auf sich, um Abu Simbel zu bewundern. Die folgenden Kapitel füllt Willeitner kenntnisreich mit Fakten zur antiken Baugeschichte des Tempels, zur gigantischen Rettungsaktion in den 1960er Jahren vor den Fluten des neuen Staudamms sowie zum Handwerk der Dechiffrierung von Inschriftenstelen, Kartuschen und antiken Graffiti.

Ramses II. (um 1303 – 1213 v. Chr.) plante das Tempelensemble als Verehrungsstätte für sich und seine Lieblingsgemahlin Nefertari. Die Heiligtümer stellen ein Novum in der Baukunst ihrer Zeit dar. Nicht nur die gesamte Tempelfront ist aus dem gewachsenen Fels gemeißelt, sondern auch alle Innenräume, Pfeilerhallen und Figuren bis hin zum 55 Meter tiefen Sanktuar. Eine Glanzleistung der Steinmetze!

Parallel zum dynastisch-kultischen Programm des Fassadendekors diskutiert Willeitner ein Kryptogramm sowie die Wandreliefs und -malereien im Innern. Allein 28 Szenen im großen Tempel zeigen Ramses als Regenten, der seiner eigenen vergöttlichten Erscheinung opfert. Besondere Bedeutung besitzen Bilder seines "Siegs" bei Qadesch und das wiederkehrende Motiv der Niederschlagung von Feinden unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Indem er die historischen Fakten zu seinen Gunsten interpretierte, inszenierte sich Ramses als unbezwingbarer Feldherr und göttlicher Retter Ägyptens.

Willeitners detailreiche Dokumentation dürfte einen großen Leserkreis fesseln. Kleine Druckfehler fallen da nicht ins Gewicht.
  • Quellen
Epoc 2/2011

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