Von einem, der auszog
Fernsehjournalist Klaus Scherer (ARD) beschreibt in diesem Buch seine zweite Reise in die nördlichen Polregionen. Das Werk entstand bei den Dreharbeiten zu einer zweiteiligen ARD-Dokumentation und ist quasi eine Reisereportage. Die dazugehörige Dokumentation "Im Bann der Arktis" lief kürzlich im Ersten.
Der Autor, Träger des Grimme-Preises, beschreibt die bereits heute sichtbaren Veränderungen in der Arktis und wie diese sich auf das Leben der Menschen dort auswirken. Scherer kennt die Arktis und einige Protagonisten der Dokumentation von einer früheren Reise acht Jahre zuvor. Daher kann er einen glaubhaften Vergleich zwischen damals und heute ziehen. Er zeigt, wie pragmatisch die Arktisbewohner dem Klimawandel begegnen. Unter anderem porträtiert er Zweckoptimisten wie den Grönländer Dines, die aus den neuen Gegebenheiten das Beste machen. "Wenn das Eis nicht mehr trägt, gehen wir eben ins Inland. Und wenn wir nicht mehr mit dem Schlitten fahren können, klettern wir auf die Berge." Als Gegenbild zu solchem Pragmatismus thematisiert Scherer die bedrohlichen Seiten des Klimawandels und die Verunsicherung vieler älterer Arktisbewohner.
Scherer ist ein guter Erzähler und es macht Spaß, ihm zu folgen. Neben Geschichten über Sami-Hardrock, Mammutzahn-Schnitzer und Extrem-Militärübungen erfahren die Leser einiges über die Arbeit als Reporter in einem Filmteam. Scherer schreibt bildlich, setzt seine Erlebnisse gekonnt in Szene und streut auch gern selbstironische Anekdoten ein. An seinem Buch gibt es nur wenig zu kritisieren – etwa, dass mehrfach Namen falsch geschrieben sind. Hier und da wären zudem mehr Hintergrundinformationen nützlich gewesen, um über die reine Beschreibung hinausgehen. Doch auch ohne diese Einordnung bleibt das Werk sehr lesenswert.
Mit "Am Ende der Eiszeit" hat Scherer eine doppelte Liebeserklärung verfasst – an seinen Beruf und an die Arktis mit ihren wilden Landschaften und eigenwilligen Bewohnern. Sein kurzweiliger und hochinteressanter Reisebericht liefert zugleich neue Anstöße zur Diskussion um den Klimawandel.
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